Lukas Zimmermann berichtet von Ometepe

Lukas Zimmermann – der als Rettungssanitäter im Projekt tätig ist – und sich momentan auf Ometepe aufhält, hat uns folgenden Bericht gesandt, der auch auf spanisch vorliegt. Viel Spaß beim Lesen dieser interessanten Eindrücke!

Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer des P.O.A.,

38_aIch bin seit dem 11. April in der wunderbaren und wichtigen Projekt-Klinik “La Esperanza” mit an Bord, und somit jetzt schon wenig mehr als einen Monat.
Neben sehr vielen einmaligen Erfahrungen mit den herzlichen Menschen und der unfassbaren Natur auf dieser magischen Insel, mit ihren zwei Vulkanen, wird es vor allem das P.O.A. selbst sein, was mich lange prägen wird.

Die Klinik mit ihren Therapiezentren für Psychologie, Physiotherapie, das CET und auch die “Escuela de la Esperanza”, mit ihren ausgezeichneten Lehrerinnen und Lehrern, stellen auf der Insel eine einmalige Fachkompetenz dar, die, umgesetzt in Behandlungs-, Beratungs-, und Bildungsangebote eminent wichtig ist für die Bewohner der Region, für nicht wenige lebenswichtig, so konnte ich hier erfahren.

Möglich ist diese Arbeit durch Austausch, den Austausch zwischen zwei Ländern, zwischen zwei Kontinenten, durch den Austausch zwischen Menschen!
Wichtiger Teil dieses Austausches sind Berichte, Erzählungen von Freiwilligen wie mir, um die Auswirkungen, die “Früchte” der Zusammenarbeit in Deutschland möglichst nah erlebbar zu machen.

42Ich schreibe gerne, denn mir liegen die Menschen hier am Herzen, und ich sehe die positive Entwicklung des Projektes für uns alle, denn in Zukunft sind wieder Besuche von Projektmitarbeitern von der Insel in Deutschland geplant, wo diese ihre Erfahrungen weitergeben werden, Jugendliche aus Deutschland und anderen Ländern haben im Projekt die Möglichkeit wichtige Erfahrungen zu machen und bei sinnvoller Arbeit (zum ersten Mal) auf eigenen Beinen zu stehen, und wer weiss, vielleicht hat die Forschung, eines durch den Projektfonds geförderten Studenten bald Einfluss auf eine Familie in einer deutschen Kleinstadt!

Wir leben in einer so großen, vernetzten Welt, in der Beziehungen oft undurchsichtig sind, so dass ein handfestes Projekt, wie das P.O.A. mich stark berührt.
In meinem Alltag hier arbeite ich eng mit dem Projektdoktor, Allgemeinmediziner und Chirurg Roberto Alvarado zusammen, von dem ich viel lernen kann und der Freiwillige sehr offen und herzlich empfängt.

41Die Consultas des Doktors sind gut besucht. Vor allem montags, nach dem Wochenende, sind die Bänke fuer die Wartenden oft komplett besetzt.
Ich begleite Dr. Alverado in seinen Sprechstunden und beteilige mich an Gesprächen mit den Psychologinnen und Therapeutinnen, wenn Patienten in die weiterführende Therapie gehen, oder aus der Therapie zu uns kommen.

Ausserdem kann ich der Krankenschwester, Jenny Guadamuz, beim Aufnehmen der Patienten zur Hand gehen. Auch kleinere chirurgische Behandlungen, wie das Nähen von Wunden gehören zur Arbeit in der Klinik, bei der ich assistieren kann.
Die Diagnosestellung nach eingehender Untersuchung des Patienten und die Einleitung der Therapie sind für mich jedoch das Spannendste und der Grund, aus dem ich mich entschieden habe, im Oktober die Aufnahme des Medizinstudium anzustreben.

39Der Austausch mit den KollegInnen fängt aber keineswegs erst in der Klinik an. Mensch trifft sich im Bus, oder auf der Ladefläche einer Camionetta (Pick Up) morgens auf dem Weg zur Arbeit, spätestens aber auf den letzten Metern, im schönen Santo Domingo, wo Affen neben mir herklettern und Mangos überreif an den Bäumen haengen, treffe ich immer jemanden aus dem P.O.A., und wir reden über die Arbeit und die Neuigkeiten auf der Insel. Allgemein herrscht eine herzliche Stimmung im Team.
Es gibt natürlich Engpaesse: Ein neues Fieberthermometer wäre gut und dass Kompressen selbst geschnitten, gefaltet und sterilisiert werden müssen, war für mich vorher kaum vorstellbar, aber mit den vorhandenen Mitteln wird gut gearbeitet.
Alle zwei Wochen kommt ein Team aus Managua und führt dringend benötigte Ultraschall-Untersuchungen, an dem in Zusammenarbeit mit der Stadt Herne angeschafften US-Gerät durch.

So habe ich hier schon klitzekleine Herzen pochen sehen, denn ich darf bei den spannenden Untersuchungen dabei sein. Ich staune immer noch wie ein Kind, wenn der Körper scheinbar die Hülle verliert mit Hilfe des Gerätes, durchsichtig wird.
Neben Schwangerschaftsuntersuchungen, die den Hauptanteil der Examen ausmachen, kommen viele Menschen mit Nierenproblemen, wegen Sedimenten imTrinkwasser und viel Salz und Zucker in der Inselküche.

An meinem ersten Freitag im Projekt, fuhren wir, Dr. Alvarado und ich, mit 6 jungen Patienten in die Hauptstadt Managua. Im projekteteigenen Kleinbus, ging es, mit unserem Fahrer Don Carlos, zu einem Neurologen, mit der Möglichkeit ein EEG zur Gehirnuntersuchung zu schreiben. Die Kinder und Jugendlichen hatten alle eine neurologische Auffälligkeit gezeigt, oder waren bereits bekannte Epilepsie-Patienten, die medikamentös neu eingestellt werden mussten. Unter den Kindern waren auch Kinder des CET, ein schönes Beispiel, wie die einzelnen Projektbereiche ineinander greifen.
Seit zwei Wochen gebe ich den Kinder in der Schule “Esperanza” Englischunterricht und es ist, (wenn man nicht gerade die letzte Stunde erwischt) eine schöne Arbeit. Die Kinder, vor allem die großen, die bald in die Oberschule gehen, sind unglaublich neugierig auf die Sprache der “Gringos”. Sie wollen mit den zahlreicher werdenden Reisenden auf der Insel kommunizieren und einige haben sogar Eltern und ältere Geschwister, die in Abendkursen versuchen, den einen oder anderen Satz zu lernen. Sonst kommt die Motivation viel von amerikanischen Filmen, Serien und Liedern, so kennt jedes Kind das Wort “Cars” aus dem gleichnamigen Trickfilm und aus meinem Namen Lukas wird schnell “Luke Skywalker”.

Die aufgeweckten Kinder fragen mich, nach der ersten Stunde: “Warum heißt es “Chicken Bus”? Wir sind doch keine Hühner!” Jetzt beginnt die Regenzeit und vieles verändert sich auf Ometepe: Es wird grüner , die Aussaat beginnt. Das Wasser greift die Häuser an, aber es bringt auch Leben. Es ist immer noch heiss, aber die Nächte werden kühler und es werden viele, vor allem christliche Feste gefeiert.

Ich werde noch bis Anfang Juni bleiben, bevor es zur Studienvorbereitung nach Europa geht. Ich puste jetzt schon mal eine warme Böe über den Atlantik und wünsche Allen einen schönen Sommeranfang!

Mit freundlichen Grüßen
Lukas Zimmermann

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