Und Esmeralda tanzte – Buchbesprechung von Hermann Schulz

Monika Höhn. Michael Höhn
Unterwegs in Nicaragua - Und Esmeralda tanzte
Szenen – Geschichten - Reiseerlebnisse
104 Seiten, broschiert
Iatros Verlag

Nur wenige dramaturgische Eingriffe wären nötig, und dieses Buch wäre ein Roman mit vielen Bildern, Szenen, Eindrücken geworden; der Roman von zurückhaltenden, aber engagierten Deutschen, die neugierig eine neue Welt besuchten und noch immer dabei sind, ihr Land, Nicaragua in Zentralamerika, zu entdecken. Der Unterhaltungswert ist groß, denn auf fast allen Seiten schlägt uns Lebensfreude und Humor entgegen. Der Informationswert ist groß für alle, die Nicaragua kennen lernen wollen. Allerdings ist ein Kapitel, mit guten Gründen, ganz ausgeklammert, das der Welt der Reichen, der Besserwisser und der Politiker. Hier geht es um das andere Nicaragua, zu dem sicher mehr als 80% aller Menschen gehören.

Das Ehepaar Monika und Michael Höhn haben aus ihrem reichen Schatz von Erlebnissen drei Dutzend Geschichten ausgewählt und erzählt, die diese Gesellschaft „von unten“ beleuchtet. Eindrückliche Begegnungen mit Menschen, halsbrecherische Fahrten, nebenbei kulturgeschichtlich spannende Aspekte in Kurzform – und immer wieder eine leidende und kämpfende Bevölkerung, die heute vielen Hoffnungen nachtrauern muss, sie aber trotzdem nicht verloren hat.

Die Antwort auf die Frage, was der Grund für soviel Geduld ist, beantworten die Geschichten selbst; mal ist es einfach die menschliche Grundhaltung, mal der unerschütterliche christliche Glaube, mal die politische Hoffnung. Da ist aber auch von der Solidarität unter den Armen die Rede, ohne die das Elend in diesem Land viel größer wäre. Und von der Solidarität aus anderen Ländern, von Menschen unserer Breitengrade, für die einfache kleine Schritte – eine Schulspeisung, der Bau einer Schule, ein paar Bücher und Hefte für Kinder, eine kostenlose ärztliche Untersuchung, das Besorgen eines Rollstuhls für jemanden, der seit Jahren im Dunkeln einer Hütte liegen muss – besser sind als sich resigniert abzuwenden.

Die beiden Autoren haben genau hingesehen! Auch und vor allem da, wo Zweifel an der Redlichkeit von Hilfsorganisationen angebracht ist – wie bei jenen fundamentalistischen Amerikanern, die als Gegenleistung für ärztliche Hilfe einen Gottesdienstbesuch verlangen. Auch das Leben der Nicaraguaner wird nicht verniedlicht; wo es Widersprüche gibt, werden sie aufgezeichnet, ohne dass sich die Autoren als Moralapostel aufspielen.

Die Höhns reden wenig im Hauptteil des Buches von eigenem Handeln und ihren eigenen Projekten, obwohl es darüber viel zu berichten gäbe; sie überlassen das den kurzen Informationen im Nachwort, die ihre Arbeit in Nicaragua vorstellen.

Das Buch ist ein Lehrstück in Lebensfreude und Hoffnung; es macht Mut, einfach mitzumachen oder anzufangen. Eine glaubwürdige Einladung, sich auf jene Menschen einzulassen, die manchmal nur eine kleine Unterstützung brauchen, um den Weg vom Elend in menschenwürdige Verhältnisse zu schaffen.

Hermann Schulz

(H.S. war der langjährige Leiter des Peter-Hammer-Verlags in Wuppertal, der viele lateinamerikanische Autoren wie Gioconda Belli, Ernesto Cardenal oder Eduardo Galeano in Deutschland bekannt gemacht hat.)

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