Vor der Messe um 9.30 Uhr in der Kirche von Altagracia besuchen wir Padre José Antonio im Pfarrhaus und übergeben ihm das neue Buch, für das er einen Beitrag geschrieben hat. Er freut sich sehr darüber und stellt das Buch anschließend den Besuchern im Gottesdienst vor. Padre José Antonio will das Buch allen Altagracianern zugänglich machen und es der städtischen Bibliothek zur Verfügung stellen. Für uns ist es sehr anrührend, dass er die fünfzehnjährige Arbeit des Projektes so ausführlich würdigt. Nach dem Gottesdienst machen zwei voneinander unabhängige Fernsehteams Interviews mit uns. Das eine Team arbeitet für die Organisation, die Ometepe zu einem der sieben Weltnaturwunder erklären lassen will. (Den Link zu deren Homepage haben wir im Moment nicht griffbereit!) Das andere Team ist von Kanal 2 aus Managua und will im Lauf der kommenden Woche über die 15jährige Arbeit des Projektes und das neue Buch berichten.
Bei Douglas in Valle Verde
Wir machen Spaziergänge am Strand von Valle Verde mit einem wunderschönen Blick auf den Vulkan Concepción. Dabei treffen wir auch die Schwester von Haylin, die auf dem Titelfoto des Buches zu sehen ist. „Haylin wohnt im Fischerviertel von Moyogalpa“, sagt die junge Frau. Ganz genau weiß sie aber nicht, wo ihre Schwester wohnt. Wir wollen versuchen, sie heute noch zu finden. Der Mann der Schwester bittet uns um Unterstützung. Er wohnt zusammen mit seiner jungen Frau, seinem dreijährigen Jungen und einem fünf Monate alten Säugling auf dem Grundstück seines Vaters in Sacramento in einem Plastikverschlag. Er verdient im campo 40 Cordoba täglich. Das reicht entweder für das Essen für seine Frau und den dreijährigen Jungen und für Milch für den Säugling. Geld für Hausbau bleibt da nicht übrig. Wir versprechen, ihn drei Stunden später dort zu treffen, um zu sehen, ob wir mit der Finanzierung eines Zinndachs und eines festen Bodens helfen können. Alcides meint, dass es hunderte solcher Situationen auf der Insel gibt. Als wir ihn später am Haus seines Vaters aufsuchen, stellt Alcides fest, dass erst die Frage nach der Legalität von Grund und Boden geklärt werden muss, bevor wir weiterhelfen können. Monika wird noch von einer jungen Fischersfrau mit ihrer Mutter aufgesucht. Acht Familien seien ohne Elektrizität und bitten um Hilfe für einen Transformator. An allen Ecken wird Hilfe gebraucht und wir wissen, wie sehr begrenzt unsere Möglichkeiten dazu sind. (Es fällt uns immer noch schwer, mit den täglichen Realitäten der Armut konfrontiert zu werden und sie auszuhalten…) Bei Douglas treffen wir auch Don Carlos Urtecho, den Sohn des bekannten Dichters Coronel Urtecho. Er hat vor einiger Zeit in der Nähe von Tichaná eine hydroelektrische Anlage gebaut, die künftig den hinteren Teils des Vulkans Maderas mit Strom versorgen soll. Dazu hat Urtecho eine Kooperation mit der bundesdeutschen GTZ (Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit) und anderen Organisationen begonnen, die eine Elektrifizierung hinter dem Vulkan in einem überschaubaren Zeitraum möglich machen soll. Wir verabreden ein Treffen am kommenden Donnerstag, um die Anlage zu besichtigen.
Auf der Suche nach der Titelfigur und Besuch bei Doí±a Paulita
Auf der Weiterfahrt suchen wir im Barrios de los pescadores von Moyogalpa nach Hailin und finden sie auch nach einigem Suchen. Sie wird sofort umringt von Verwandten und Nachbarn, die alle auf das Titelbild des „Alltagsbuchs“ neugierig sind. Danach besuchen wir Doí±a Paulita in ihrem Haus in La Concha. Bertas und Robertos jüngste Tochter Lisette (20) lebt mittlerweile mit ihrem Säugling und ihrem Mann ebenfalls in einem kleinen Haus auf dem Grundstück von Doí±a Paulita und ihren Kindern. Diese zeigt uns wie immer voller Humor ihre Kalebassenschnitzkunst und freut sich über die Fotoseite in dem „Alltagsbuch“. Auf dem Weg nach Hause nehmen wir noch am Stierreiten in La Flor teil.