Projektarbeit

Wir sind wieder eine große Runde beim Frühstück. Unsere Fleischfrau berichtet uns, dass sie – laut Auskunft eines Arztes – vermutlich eine Fraktur im Knie hat und eine Röntgenaufnahme nicht bezahlen kann, die nur auf dem Festland gemacht werden kann. Die Schmerzen sind groß, aber die Transportkosten und das Geld für weitere Untersuchungen kann sie persönlich nicht aufbringen. Alcides Flores wird sich um Hilfe aus dem Projektfonds kümmern.

Wir diskutieren mit der Gruppe über die verschiedenen Ansätze in der Entwicklungshilfe – über tatsächliche Hilfe und vermeidbare Abhängigkeiten.

Alcides berichtet von einer reunion mit dem Leiter von MINSA auf Regierungsebene, die am Vormittag in Santo Domingo stattgefunden hat. MINSA (Regierungsebene) will die Zusammenarbeit mit dem POA beenden, weil der Verkauf von Medikamenten, die das MINSA nicht zur Verfügung hat, dem Postulat der sandinistischen Regierung nach kostenloser Medikamentenausgabe widerspräche. Intern wird diese Regelung sehr bedauert. Sie bedeutet ja auch den Abbruch der Kooperation bei der gemeinsamen Nutzung des Ambulanzfahrzeugs, dem Austausch von Medizin, der finanziellen Förderung des Labors und bei der Betreuung der staatlichen Gesundheitsposten in Balgüe, Merida, La Palma und Tichana.
Alcides muss für POA akzeptieren, dass die bisherige gute Zusammenarbeit von Regierungsseite nun so abrupt unterbrochen wird. Die Arbeit von POA wird sich in Zukunft auf die projekteigenen Gesundheitsposten in San Pedro und Santo Domingo beschränken. Die Zahl der Untersuchungen wird sich dort vermutlich erhöhen. Die neue Regelung wird auch Auswirkungen beim Einsatz deutscher Ärzte haben. Es wird keine Sprechstunden (Neurologie, Pädiatrie) mehr im Umfeld von MINSA geben können.

Wir machen vor dem Mittagessen einen Ausflug zum ojo de agua, treffen am Strand einige Frauen beim Waschen an und Kinder, die am Strand spielen.

An diesem Tag sind viele Campesinos mit der Aussaat von Reis beschäftigt.

MarimbasAm Nachmittag fahren wir um 15 Uhr zu einem Marimbakonzert auf Finca Magdalena. Eine Schülergruppe aus Bainbridge veranstaltet auf dem Platz hinter der Finca, wo in der Erntezeit der Kaffee getrocknet wird, ein bewegendes Konzert auf selbstgebauten Marimbas.

Wir treffen Ilse K. Stollar (78) aus Bainbridge wieder, die 1954 aus Deutschland in die USA gegangen ist. Sie und ihr Mann unterstützen diese völkerverbindende Marimbamusik auch finanziell. Wir tauschen uns mit ihnen über unsere gemeinsame Arbeit für Ometepe aus. Ebenso mit David Mitchell aus Bainbridge, der socio der Cooperative Magdalena ist. David war bei der US-Airforce – drei Jahre lang auch in Kaiserslautern stationiert. Nach seinen Einsätzen u.a. in Korea, gehört er heute zu den Veterans for Peace, die die amerikanischen Kriegseinsätze in Irak und anderswo ablehnen. Mit solchen Amerikanern haben wir gerne zu tun…

Wir übergeben das „Alltagsbuch“ an Felix, den Präsidenten der Kooperative Magdalena. Die Freude darüber, gerade auch bei einigen, die sich auf den „Kaffee-Fotos“ wieder finden, macht uns besonders glücklich.

Abends feiern wir ausgelassen das Kofferfest in Finca Sto. Domingo.
EFis Koffer ist endlich wieder da – vollständig. Es fehlt lediglich die rote Kordel, mit der er umwickelt war. EFi erzählte am nächsten Morgen, dass sie zwar sehr erfreut war über ihren Koffer, aber keinerlei Drang verspürte, ihn auszupacken. Sie hat inzwischen „erlebt“, mit wie wenig Dingen man auskommen kann („Vom Reichtum der Armen“!).

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