Lust auf Nicaragua – Buchbesprechung von Hermann Schulz

Monika Höhn
Lust auf Nicaragua – Kulinarische Reiseskizzen
Ganas de Conocer Nicaragua – Esbozos Culinarios
Gronenberg-Verlag
212 Seiten mit vielen farbigen Fotos,
zweisprachig deutsch-spanisch
ISBN-Nummer 3-88265-245-4
€24,50 US$28,00

Seit 1978 sind in deutscher Sprache, bedingt durch die politischen Ereignisse in Nicaragua, von Jahr zu Jahr mehr Bücher erschienen. Ein Volksaufstand, eine Revolution, die Vision einer gerechten Gesellschaft begeisterte die Menschen auch in Europa. Nicaragua wurde – man muss es so sagen – zu einem Modethema; die Solidarität mit diesem armen ausgebluteten Land galt als schick. Mit dieser Anmerkung soll in keiner Weise die Arbeit der vielen Solidaritätsgruppen geschmälert werden.

Viele der Bücher, die bis zum Ende der Revolutionsregierung (1990) erschienen, hatten eine wichtige Funktion. Sie informieren, sie motivierten, sie warben für ein Land im Aufbruch. Einige der Bücher erwiesen sich als überflüssig; manche sogar als schädlich, weil sie das Thema benutzten für ideologische Verstiegenheit. Das hatte dann mit den Menschen Nicaraguas nichts mehr zu tun.

Nun veröffentlicht die bekannte Autorin Monika Höhn im Jahre 2003 ein umfangreiches, ein aufwendiges, ein zweisprachiges, ein mit vielen Farbfotos ausgestattetes Buch mit dem Titel „Lust auf Nicaragua – Kulinarische Reiseskizzen“. Das ist eine Überraschung, denn auf dem Buchmarkt ist „Nicaragua“ längst kein Modeartikel mehr, sondern wie so viele Themen aus der Dritten Welt vergessen und überlagert von dem, was der Markt für „wichtig“ hält.

Gerade deswegen möchte ich dieses Buch empfehlen. Es führt durch ein wunderbares, immer noch weitgehend unbekanntes Land, es ist Reiseführer zu Menschen, es lässt teilhaben an den Reichtümern (der Küche) und des Zusammenlebens (der Gemeinschaften). Es ist ein Buch, das von den Schönheiten berichtet und zugleich sinnliche Welten herbei zaubert, die jedem unvergesslich bleiben, der sich diesem Nicaragua einmal angenähert hat. Auch nach mehr als zwanzig Reisen muss ich gestehen, dass ich vieles von dem, was Monika Höhn erzählt, nicht wusste – und begierig aufgenommen habe.

Dass die Autorin die „Küche“ benutzt, um in die Geheimnisse und Reichtümer eines Landes einzuführen, ist nicht nur ein Trick der Verführung. In den Speisen (auch der Armen!) zeigt sich soviel an Kreativität, an überkommener Kultur, an Phantasie und sinnlicher Wahrnehmung, dass es verwundert, dass ein solches Buch erst jetzt erscheint. Aber vielleicht gibt es nicht viele Deutsche, die das Land so intim, so liebevoll und so wahrhaftig wahrgenommen haben – oder so gut schreiben konnten wie Monika Höhn.

Hermann Schulz

Hermann Schulz ist ehemaliger Verleger von Ernesto Cardenal, Gioconda Belli und vielen anderen nicaraguanischen Schriftstellern. Er ist selbst Verfasser von drei Nicaragua-Büchern.
Schulz lebt heute als Autor in Wuppertal.

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