Brief der Ometepe-Initiative an Minister Niebel zur Kürzung der Entwicklungshilfe für Nicaragua

Wir haben diesen Brief auf dem Postweg an den Minister geschickt.

Sehr geehrter Herr Minister Niebel,

gemeinsam mit der Hessenkoordination (HEKO) haben auch wir mit ähnlicher Empörung die vorgesehene Kürzung der Entwicklungshilfe zur Kenntnis genommen.

Diese Information erhielten wir wenige Tage vor der Verleihung des Verdienstkreuzes
am Bande der Bundesrepublik Deutschland, das mein Mann und ich für unsere Arbeit auf der Insel Ometepe im Großen Nicaragua-See am 28.1.2012 erhalten haben.

Die Feierstunde fand in Anwesenheit von 200 Gästen aus Wirtschaft, Politik, Schule, Vertreterinnen der nicaraguanischen Botschaft in Berlin und dem Projektleiter des Ometepe-Projektes statt.
Mein Mann ist pensionierter evangelischer Pfarrer. Aus einer privaten Initiative mit vielen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind wir ein Fachausschuss im Ev. Kirchenkreis An der Agger im oberbergischen Gummersbach geworden, über den unsere verwaltungstechnischen Arbeiten, vierteljährlichen Überweisungen für insgesamt 18 Arbeitsplätze auf der Insel geregelt werden.

Seit 1993 arbeiten wir auf der Insel Ometepe im Großen Nicaragua-See und haben dort im Bildungs- und Gesundheitsbereich viele positive Veränderungen für die Bevölkerung schaffen können. Seit zwei Jahren existiert die einzige Behinderteneinrichtung auf der von ca. 40.000 Einwohnern bewohnten Insel und wir sind gerade dabei, diese Einrichtung zu vergrößern.

Als Buchautoren haben wir inzwischen fünf Nicaragua-Bücher herausgegeben und es wurden verschiedene Filme über die Projektarbeit auf der Insel von namhaften Filmemachern und dem ERF in Wetzlar gedreht und durch diese Öffentlichkeitsarbeit ein über das Oberbergische hinausgehende Netzwerk von Nicaragua-Interessierten geschaffen.

Nicaragua ist in diesem Jahr für die Sammelaktion das Schwerpunktland des Kindermissionswerkes ,,Die Sternsinger“ in Aachen, mit dem auch der Ev. Kirchenkreis An der Agger, dem wir angehören, zusammenarbeitet.
Wir sind damit das einzige ökumenische Nicaragua-Projekt und stehen mit Städtepartnerschaften in regelmäßigem Informationsaustausch.

Bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes kamen wir nicht umhin, in unserer Dankesrede auf die von Ihnen geplanten Kürzungen hinzuweisen, die uns umso unverständlicher sind als wir die Zusammenarbeit mit der u.E. viel problematischeren Regierung von Honduras nicht verstehen können.

Es wäre gut, wenn Sie den vielen Unterstützerinnen und Unterstützern des Projektes, die uns auf die Aufkündigung der Zusammenarbeit mit Nicaragua angesprochen haben, dazu gehören eine Reihe von Ärztinnen und Ärzten, eine einleuchtende Erklärung geben könnten.

Auch wir sind der Meinung, dass Sie den globalen gewachsenen Partnerschaften mit Ihrer Entscheidung in den Rücken fallen und das Ansehen der Bundesrepublik in Nicaragua darüber hinaus Schaden nehmen wird.

In Erwartung Ihrer inhaltlichen Stellungnahme verbleiben wir
mit freundlichen Grüßen

Monika und Michael Höhn

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