von Elke Bläsing (Leiterin des Kindergartens)
Wie herrlich ist es, dass niemand eine Minute zu warten braucht, um damit zu beginnen, die Welt langsam zu ändern (Anne Frank)
Echte Krücken, Kakaoschoten, Kalebassen, rote Bohnen, Soja, Kaffeebohnen, Öllämpchen, selbstgebautes Holzspielmaterial und Luffaschwämme am Montag, dem 12.11.2012, auf dem Tisch im Turnraum. Erstaunt schauten sich unsere 23 Vorschulkinder diese ihnen unbekannten Dinge an. Bald erfuhren sie, dass diese Gegenstände von Ometepe mitgebracht worden sind, und dass Ometepe eine Insel ist, die zu Nicaragua gehört. Dieses schwere Wort übten wir erst einmal zu sprechen. Das ist nämlich nicht so einfach. Wir klatschten mehrmals die Silben: Ni-ca-ra-gu-a, und dann konnten wir es aussprechen.
Wir hatten nämlich an diesem Vormittag Besuch von Monika Höhn bekommen. Monika kommt jedes Jahr zu uns und erzählt unseren Vorschulkindern wahre Geschichten von der Insel Ometepe. Damit wir uns den Namen der Insel besser merken können, klatschten wir auch dabei die Silben: Ome-te-pe. So lauschten die Kinder auch in diesem Jahr wieder interessiert, als Monika von den Menschen berichtete, die in ihren Palmhütten um den Vulkan Maderas leben, und sie betrachteten die großen Fotos, auf denen die nicaraguanischen Kinder zu sehen waren. Außerdem erstaunte die Kinder, wie mittlerweile auf Ometepe Häuser gebaut werden: aus leeren Plastikflaschen!!! Sie hörten, dass die Menschen sich dort im See waschen, wo sich auch die Tiere baden und dass sie dieses Wasser auch zum Trinken holen, mit der Folge, dass sie dadurch sehr oft schwer erkranken. Da erschraken unsere Kinder. Die Menschen trinken Wasser, in dem die Tiere baden! Und wenn ein Mensch dort krank ist und im Dorf wohnt, kann man nicht mal eben zum Arzt fahren. Das ist sehr aufwendig.
Durch die Geschichten haben unsere Vorschulkinder gehört, dass sauberes Trinkwasser, Elektrizität, Schulbesuch, ärztliche Versorgung, unterschiedliche Mahlzeiten nicht für jedes Kind auf der Erde selbstverständlich sind. So wurde die Problematik eines Entwicklungslandes am Beispiel Nicaragua nachvollziehbar. Sie haben auch erfahren, dass Menschen, die bei uns leben und sich am Ometepe-Projekt beteiligen, trotz der weiten Entfernung, den Menschen auf Ometepe helfen können: Dadurch haben die Kinder die Möglichkeit bekommen, eine Schule zu besuchen und täglich eine warme Mahlzeit zu erhalten, es gibt Hilfe für die Menschen mit Behinderung; viele Menschen brauchen nicht mehr in einer Hütte leben, in die es reinregnet, sie haben nun die Möglichkeit, Häuser zu bauen; Krankenstationen sind entstanden und vieles mehr.
Am nächsten Tag erzählten die Vorschulkinder den anderen Kindern unseres Kindergartens von den Menschen auf Ometepe. Durch ein echtes Mikrofon berichteten sie von ihnen.
Da der Weg sooo weit dorthin ist und wir keine Lebensmittel oder Anziehsachen oder Spielsachen dorthin bringen können, entstand vor einigen Jahren die Idee, dass wir selbstgebastelte Sachen verkaufen und das Geld an Monika Höhn übergeben. Das haben wir mit viel Freude getan und werden uns auch bald wieder an die Arbeit machen: mit Basteln von Weihnachtsbaumschmuck, Nikoläusen aus dünnen Baumstämmen, Bemalen von Holzsternen und Kerzenständern… So wird wieder ein toller Verkaufstisch entstehen. Nicht nur der Nikolaus und der Sankt Martin haben den Menschen geholfen, wir können das auch.