„Ich habe es fallen hören“ bemerkte ein Junge aus dem Anne-Frank-Kindergarten in Marienberghausen.
Der Kleine saß inmitten einer Gruppe von 30 Kindern auf dem Fußboden in der Turnhalle. 25 Erwachsene waren der Einladung des Kindergartenteams gefolgt, um einem Vortrag aus Ometepe zu folgen.
Monika Höhn vom Ometepe-Projekt, seit einigen Jahren gern gesehener Gast im Kindergarten, nahm ein Reiskorn zwischen die Fingerspitzen und ließ es auf den Boden fallen.
„Das ist ja ein wunderbarer Trick, um die Aufmerksamkeit der Kinder auf sich zu lenken“ meinte die Kindergartenleiterin Vanessa Pfeil. Gespannt und mucksmäuschenstill lauschten Kinder und Erwachsene den Geschichten der Kinder vom Vulkan Maderas. Von denen, die aus den ärmsten Dörfern von der Insel Ometepe im Großen Nicaragua-See kommen, von Kindern, die für den Lebensunterhalt ihrer Familien mit arbeiten mussten oder als Schuhputzer auf der Straße, beim Koffertragen im Hafen, wenn die Touristen auf die Fähre zur Insel warten. Sie sahen Kinder auf den Fotos, die mit Plastikeimern von Hütte zu Hütte wandern, um Früchte oder Fische zu verkaufen. Und sie erfuhren, wie Menschen in ihren Hütten ohne Elektrizität lebten, nur mit einer mit Kerosin gefüllten Blechbüchse als einziger Lichtquelle. Sie hörten davon, dass es Kinder gibt, die in Kanistern das Wasser aus dem See schöpfen müssen, weil es kein sauberes Trinkwasser gibt und die auf dem Boden schlafen, manchmal ohne ein Dach über dem Kopf oder keine Schule besuchen oder zum Arzt gehen können, weil viele Eltern das Geld dafür nicht bezahlen können.
„Ich glaube, dass es so gelingen kann, den Kindern ein Gefühl für das Thema „Armut“ zu vermitteln. Anders als bei der Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“, die in meinen Augen lieb gemeint, aber nicht sehr nachhaltig ist, sehe ich in den sich jährlich wiederholenden Veranstaltungen eine Chance, auch bei kleineren Kindern Neugier auf die Kinder in den ärmsten Ländern unserer Einen Welt zu wecken.“ ist Monika Höhn überzeugt. „So bekommt das „Teilen“ einen anderen Stellenwert.“
Zimtstangen, Kakaoschoten, einfache – aus Flaschendeckeln hergestellte Rasseln für den Musikunterricht – konnten angefasst werden. Die Kinder erfuhren auch, dass es anstelle von Nutellabroten und Joghurt-Schokoschnitten „Gallo Pinto“ zu essen gibt – den „bunten Hahn“, ein Gericht aus Reis, Bohnen und Kochbananen, das die arme einheimische Bevölkerung täglich isst.
Begeistert nahmen die Kinder das Foto eines Kindes mit einem Huhn auf dem Arm mit nach Hause. Sie waren sich einig, dass sie in ihren gebastelten Herzen-Spardosen bis Dezember noch einige Münzen sammeln wollten – damit die Kinder in der »Schule der Hoffnung« einmal am Tag eine warme Mahlzeit bekommen.
Monika Höhn