Drei Wochen in einer anderen Welt

Besuch aus Ometepe im Gummersbacher Berufskolleg

Bericht von Schülerinnen und Schülern der Klasse HHO 1, BKO Kaufmännische Schulen des Oberbergischen Kreises, Gummersbach

Am 16.09.2010 bekamen wir Besuch von vier jungen Nicaraguanern, die für drei Wochen in Deutschland waren. In unserer Klasse stellten sich Mercedes Hernández Gutiérrez, 27 Jahre, José Antonio Ruiz, 25 Jahre, Luis Enrique Barahona, 28 Jahre und Manuel Antonio Gutiérrez Carillo, 24 Jahre, vor. In der Vorschule, die vor 17 Jahren mit deutschen Spendengeldern gebaut werden konnte, unterrichtet Mercedes die Kinder schon seit sieben Jahren. José Antonio konnte mit finanzieller Unterstützung sein Tourismusstudium abschließen, Luis Enrique und Manuel Antonio haben Dank des Ometepe Projekts ihr Studium als Diplom-Betriebswirt erfolgreich beendet.

Wir, die Spanisch-Schüler der Höheren Handelsschule (Oberstufe), wurden jeweils in vier Gruppen aufgeteilt. Zu jeder Gruppe setzte sich ein Gast, mit dem wir uns auf Spanisch unterhielten. Wir konnten Fragen stellen, auf deren Antworten wir sehr gespannt waren.

Im Laufe der Gespräche stellten wir fest, dass der Unterschied zwischen Deutschland und Nicaragua gewaltig ist. Wir erfuhren zum Beispiel, dass die meisten Jugendlichen in unserem Alter (17 bis 20) schon Kinder haben und dass zehn Geburten für eine Frau völlig normal sind. Mehr als die Hälfte der Menschen auf Ometepe ist unter 20 Jahre alt. Wir lernten, dass ebenfalls mehr als die Hälfte weder lesen noch schreiben kann. Noch schwerer vorstellbar war für uns die Arbeitslosenrate auf der Insel: Sie liegt bei 90%! Mehrere Generationen einer Familie leben unter einem wasserdurchlässigen Strohdach und haben durchschnittlich nur 25m² Wohnraum zur Verfügung. Hausschweine, Hunde und andere Tiere leben eng zusammen mit den Familien, eine häufige Ursache für Krankheiten. Viele Stellen der Insel haben immer noch kein sauberes Trinkwasser. Auch die medizinische Versorgung ist sehr schwer, wenn das Geld für Medikamente fehlt oder der Weg zum nächsten Arzt zu weit ist. Wir waren erstaunt zu hören, dass trotz der schwierigen Lebensbedingungen die Kriminalitätsrate niedriger als in Deutschland ist.

Auch beim Thema Studieren gibt es so einige Unterschiede. Zum Beispiel gibt es in Nicaragua keine Studiengebühren. Allerdings müssen die Studenten aus Ometepe eine vierstündige Reise hinter sich bringen, um zur Universität in der Hauptstadt Managua zu kommen.

Es ist uns allen klar geworden, wie wichtig das Ometepe-Projekt für die Leute dort ist. Gesundheit, Bildung, Selbstversorgung sind Schwerpunkte, die seit fast zwei Jahrzehnten immer mehr Menschen ein besseres Leben ermöglichen.

Unsere Gäste sagten einstimmig, dass ihnen Deutschland sehr gut gefalle, dass sie aber auf Dauer nicht hier leben wollten, da Ometepe ihre Heimat sei und sie es liebten, auch wenn der Alltag dort nicht einfach sei. Trotzdem antworteten sie auf unsere Frage, ob sie wieder einmal nach Deutschland kommen würden, begeistert mit Ja und luden uns ein, doch auch mal nach Ometepe zu kommen.

Gegen Ende der Stunde kamen Monika und Michael Höhn, die Gründer des Projekts und der nicaraguanische Projektleiter, Alcides Flores, in unsere Klasse und stellten sich vor. Mercedes überraschte uns schließlich mit einer Tanzeinlage, die den typischen Volkstanz demonstrierte. Für uns war dieser Tag eine tolle Gelegenheit uns auf Spanisch zu verständigen und ein einmaliges Erlebnis, das uns viele Eindrücke aus einer anderen Welt gebracht hat.

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