Ich gehe zu den Menschen

Ungewöhnliche Lesung in einem Frisiersalon mit Autor Michael Höhn

14-05-2014_Teresita-Lesung

Foto: Vera Marzinski

Es war der Schuljahresabschluss 1993, den der Berufsschulpfarrer und Autor Michael Höhn in einem Café nahe der Berufsschule Dieringhausen mit seiner Friseur-Klasse feierte, bei der er die damals 18jährige Teresa genauer kennen lernte.

21 Jahre später lauschen die Zuhörerinnen und Zuhörer im gut besuchten Frisiersalon Happy Hair in Wiehlmünden gebannt der Vorgeschichte aus seinem Jugendroman „Teresita“, den der Autor im Jahr 2000 veröffentlichte und zum ersten Mal in diesem ungewöhnlichen Ambiente vorstellte.
„Dieses Buch ist keine Dokumentation,“ erläutert Höhn, „sondern eine verdichtete Erzählung vom Leben einer jungen Frau, die als Kind aus einem Waisenhaus in Kolumbien adoptiert wurde und heute Besitzerin dieses Frisiersalons ist. Unsere Freundin Teresa ist mittlerweile auch Mutter eines zweijährigen, schwerstbehinderten Sohnes Thiago, den sie liebevoll umsorgt und immer in ihrer Nähe hat – hier im Frisiersalon gemeinsam mit ihren Kundinnen und Kunden.“

1993 hatte Teresa ihrem Religionslehrer Michael Höhn erzählt, dass sie aus einer indianischen Familie aus den Anden Kolumbiens stamme und mit 7 Jahren von einer deutschen Familie mit Hilfe der Organisation terre des hommes nach Engelskirchen adoptiert worden sei.

14-05-2014_Teresita-Lesung_vma_06„Ich fand ihre Geschichte so faszinierend, dass ich sie bat, mir ihre Lebensgeschichte zu schenken. Die „kleine Indianerin“ ging mir nicht mehr aus dem Kopf, “ sagt Höhn.
Es ist tatsächlich eine unglaubliche Geschichte, die Michael Höhn vor 15 Jahren aufgezeichnet hatte und seinen ZuhörerInnen vorliest. Still ist es im Salon als der Lebensweg von Teresa noch einmal nachgezeichnet wird. Die Fragen, woher sie kommt, wer ihre wirklichen Eltern sind und was geschehen ist, seit sie ihr elendes Nest in Kolumbien nahe der Hautstadt Bogotá verlassen musste und in ein Waisenhaus kam, weil ihre Mutter den alkoholkranken, verkrüppelten Vater und ihre Kinder verlassen hatte.
So entkam Teresa auch den Männern des Rauschgiftkartells, die den Bauern ihres Dorfes Kokainblätter abkauften. Wenn sie betrunken waren, schossen sie auf alles, was sich bewegte. Ihr kleiner Bruder war bei einer dieser Gelegenheiten von ihnen erschossen worden.

Es ist ein außergewöhnlicher Lebensweg, den Teresa hinter sich hat. Und man kann nur erahnen, was Eltern, Freunde und Teresa selbst erlitten haben – auch während ihres halbjährigen Aufenthalts in der Jugendpsychiatrie.
„Mir geht es gut“, sagt sie heute voll Stolz, dass sie es geschafft hat. „ Und ein wenig möchte ich von dem zurückgeben, was mir geschenkt worden ist“, sagt sie zum Schluss.
Und sie bittet die Besucher, nicht für ihr Kind – das alle Hilfe erhalte, die möglich ist – etwas zu spenden, sondern für die Behindertenstation auf Ometepe, in der 40 Kinder mit Behinderungen seit einigen Jahren professionelle Hilfe erhalten.
„Das sind doch wahre Mutmach- und Glücksgeschichten“, bemerkte eine Zuhörerin. „Von ihnen sollte man öfter aus der Presse erfahren…“

Monika Höhn

Ein Kommentar zu “Ich gehe zu den Menschen

  1. ……. das ist eine sehr schöne – Herz berührende, wahre Geschichte!!
    danke Teresita!!
    schade, dass ich am Leseabend nicht dabei sein konnte..
    aber ich habe das Buch!!… und werde es noch einmal lesen 😉

    liebe Grüße
    Ursula

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