Gedanken zur Weihnacht

Adventskranz_21.12.2014von Monika und Michael Höhn

Liebe Freundinnen und Freunde von Ometepe,
nur noch wenige Tage sind es bis zum Heiligen Abend, dem 24. Dezember 2014. Dann wird hier bei uns auf den Adventskränzen – es sind gebundene Kränze aus Tannenzweigen, die geschmückt werden und meist auf den Tischen in den Wohnungen stehen – die letzte der vier Kerzen angezündet. So ist es Tradition bei uns, dass vier Wochen vor dem Heiligen Abend an jedem Sonntag eine weitere Kerze angezündet wird, bis zum 4. Advent, der „Ankunft des Herrn“. Sie wird hier in Deutschland in den christlichen Kirchen am Abend des 24. Dezember gefeiert. Die Menschen besuchen die Kirchen am Nachmittag – oder auch um Mitternacht – um die die Verkündigung der Weihnachtsbotschaft zu hören – begleitet von Chören und Orgelklängen. Die Orgel, ein Instrument, das in Nicaragua weniger bekannt ist. Die Kinder freuen sich und sind aufgeregt, weil das Christkind, so glauben sie, für sie Geschenke verteilt. Die Familien kommen zusammen, es wird gegessen – eine Weihnachtsgans mit Klößen und Rotkohl ist ein traditionelles deutsches Weihnachtsessen. Die beiden nächsten Tage – der 25. und 26. Dezember – sind Feiertage, an denen sich die Familien und Freunde besuchen, die aus weiter entfernten Städten zu Besuch kommen. Danach beginnt auch in vielen Firmen wieder der Arbeitsalltag. Ab dem neuen Jahr bemühen sich wieder viele Menschen, ihr Gewicht, das sich in dieser Zeit durch das Essen der vielen Weihnachtsplätzchen, Schokolade und Kuchen erhöht hat, durch Diäten zu reduzieren. Und die Zeitungen sind voll von den neuesten Diät-Angeboten.

In diesen Tagen der Vorweihnachtszeit denken wir ganz besonders an Euch, unsere lieben Freundinnen und Freunde auf Ometepe und verfolgen mit Anteilnahme, was in Nicaragua geschieht.

Diskussion um den Kanalbau
Seit vielen Monaten lesen und hören wir die Diskussionen und Berichte zum Kanalbau. Unsere Spenderinnen und Spender fragen uns immer wieder und wir können nur die Pressemitteilungen weitergeben, die wir z.B. über die „La Prensa“ übersetzt erhalten. Auch wenn eine „Einmischung“ in innerpolitische Angelegenheiten eines Landes von einigen Nicaraguanern vielleicht nicht erwünscht ist, so hat die Diskussion um den Kanalbau inzwischen auch das Ausland erreicht. Wir sind der Meinung, dass eine solche Entwicklung auch uns etwas angeht, die wir seit 22 Jahren jedes Jahr das Land bereisen, gemeinsam mit vielen interessierten Menschen, die von der Insel Ometepe, seiner unglaublich schönen Natur und den freundlichen Menschen begeistert sind.

Landenteignungen, ökologische Vernichtungen – vor allem für die nachfolgenden Generationen – mangelhafte Information der Bevölkerung, insbesondere aber das Profitdenken der Länder, die sich an einem solchen kaum finanzierbaren Milliardenprojekt beteiligen, gilt es mit starkem Widerstand zu verhindern. Deshalb unterstützen wir den Kampf gegen die Ausbeutung eines Landes, dessen Gewinn – nach den Erfahrungen der Vergangenheit – nicht die Ärmsten des Landes erreicht. Der Aspekt der touristischen Entwicklung spielt u.E. eine ganz wichtige Rolle dabei. Was geschieht, wenn der Nicaragua-See ausgebaggert werden muss, damit tiefliegende Schiffe dort durchfahren können? Weitere Verunreinigungen des Sees werden entstehen, der immer noch ein großes Wasserreservat darstellt. Wie viele Ländereien, Fincas etc. werden zerstört werden, weil die Zufahrtswege gebraucht werden? Und wie viele nicaraguanische Arbeitskräfte werden tatsächlich an diesem Projekt beteiligt sein?

Im kommenden Jahr gibt es auch hier bei uns in Deutschland eine Reihe von Informationsveranstaltungen zum „Ausverkauf von Nicaragua“. Wir wünschen uns, dass die Entwicklungen friedfertig verlaufen, da wir sonst befürchten, dass sich immer mehr Menschen aufgrund von Ängsten davon abhalten lassen, Nicaragua zu besuchen. Ebenso beschäftigen uns in Deutschland ähnliche Fragen wie in Nicaragua. Die Themen Gewalt und sexueller Missbrauch. Aber auch die zunehmende Fremdenfeindlichkeit in unserem Land, die zugenommen hat, seit immer mehr Kriegsflüchtlinge aus den Krisengebieten Unterkünfte und Aufenthalte suchen. In dieser Arbeit sind wir beide – Michael und ich – seit vielen Jahren engagiert.

Wir wissen, dass zu alledem eine gute Aufklärung nötig ist und wo immer ihr könnt, solltet Ihr die gut recherchierten Informationen an die Menschen weitergeben, denen eine Kommunikation vorenthalten wird. Die Bildung und die Gesundheit eines Landes hat immer Priorität, ohne die eine wirtschaftliche Entwicklung kaum möglich ist.

Investitionen in die Bildung sind weiterhin nötig
Gerade lasen wir in einem Bericht der UNESCO, (Auszug aus Confidencial 11-12-2014), dass bei der Bildung Nicaragua durchgefallen ist.
…eine vergleichende Studie der Leistungen der Schüler im 3. bis 6. Jahr der Grundschule durch die UNESCO stellt fest, dass Nicaragua hinter der Entwicklung von 15 latein-amerikanischen Ländern zurückgeblieben ist.
Die UNESCO hatte in Zusammenarbeit mit dem Erziehungsministerium die Leistungen von 9.000 Schülern in 250 öffentlichen und privaten Schulen in den Städten und auf dem Land untersucht…
(…) Aus dem Bericht der UNESCO geht hervor, dass alle Länder in den untersuchten Fächern, Literatur und Mathematik, Fortschritte erzielt hatten, aber Nicaragua unter dem Durchschnitt liegt. “Während sich die anderen Länder im Schnitt um 4% verbessert hatten, waren es in Nicaragua 2%. Es gibt Länder wie Guatemala mit 11%, Ecuador und Brasilien mit 12% (…)

Wir möchten Eure wertvolle gemeinsame Arbeit weiterhin unterstützen, so weit es in unseren Kräften steht. Wir hoffen, dass der Fortschritt die Menschen erreicht, die uns am Herzen liegen. Deshalb danken wir Euch für Euren Einsatz und wünschen allen eine friedvolle Entwicklung und ein gesundes Jahr 2015.
Wir freuen uns auf ein Wiedersehen im März 2015.

Im Namen des Ometepe-Projektes Deutschland
Monika und Michael Höhn
Geschäftsführung

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