„Ometepe ist mehr als »Projektarbeit« “

30-01-2015_Ometepe-Neujahrsempfang_vma_01Beeindruckender Ometepe-Neujahrsempfang in Victor`s Residenz-Hotel in Gummersbach

Für wenige Stunden schien sogar die Sonne im winterlichen oberbergischen Gummersbach. Knapp 70 Menschen hatten sich trotz der ungünstigen Wetterlage auf den Weg gemacht ins Victor`s Residenz-Hotel in Gummersbach, in das der Fachausschuss Ometepe im Ev. Kirchenkreis An der Agger zum Neujahrsempfang eingeladen hatte.

30-01-2015_Ometepe-Neujahrsempfang_vma_02Auch Jana Maria Lemke, die sich für ein freiwilliges soziales Jahr von September 2013 bis September 2014 auf Ometepe verpflichtet hatte, kam aus Fischerhude angereist und nahm in ihrem beeindruckenden Vortrag und einer Foto-Präsentation die Gäste mit hinein in ihre Arbeit auf der Insel.

Michael Höhn begrüßte die Gäste, unter ihnen Superintendent Jürgen Knabe und den Vorsitzenden des Fachausschusses Pfr. i.R. Horst Ostermann. Horst Ostermann stellte die Mitglieder des Fachausschusses vor und gab gleichzeitig die Beendigung seiner Funktion als Vorsitzender zu seinem 75. Geburtstag bekannt.

30-01-2015_Ometepe-Neujahrsempfang_vma_0330-01-2015_Ometepe-Neujahrsempfang_vma_04Superintendent Knabe ging auf die schwierige gesellschaftliche und politische Situation des Landes ein, und verwies – im übertragenen Sinn – auf die beiden Vulkane, die das Leben auf der Insel beschweren. Ometepe sei der Schutzraum zwischen den Vulkanen – da setze die Arbeit des Projektes an.


30-01-2015_Ometepe-Neujahrsempfang_vma_07Bunter hätte die Begegnung der Menschen an diesem Abend nicht sein können, auf deren Vielfalt Monika Höhn in ihrer Rede noch einmal ausführlich einging. Sie sprach von der Vision, Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen, sie über den Horizont schauen zu lassen: von Wiehl nach Ometepe, von Deutschland nach Nicaragua. Und sie betonte den Wunsch aller Menschen: „Wir wollen in Frieden leben.“

30-01-2015_Ometepe-Neujahrsempfang_vma_0930-01-2015_Ometepe-Neujahrsempfang_vma_05Martin Schultes Musik auf dem Akkordeon mit seinen lateinamerikanischen Stücken begleitete den wunderbar gelungenen Abend. Viele Gäste, die zum ersten Mal dabei waren, wollen auch beim Neujahrsempfang 2016 wieder mit von der Partie sein.

Nachfolgend die ausführliche Ansprache von Monika und einige Schwerpunkte aus der Arbeit des Projektes im Jahr 2014 – vorgestellt von Michael Höhn.

Liebe Freundinnen und Freunde von Ometepe,

Euch allen wünsche ich – auch im Namen unseres Fachausschusses und unserer Partner auf Ometepe – zu Beginn von 2015 ein gutes und gesegnetes neues Jahr.

Mit der Begrüßungsansprache zu diesem Neujahrsempfang habe ich es mir nicht leicht gemacht. Womit soll ich beginnen, habe ich mich gefragt? Kann ich über Ometepe berichten und dabei die traurigen Nachrichten aus aller Welt einfach ignorieren, mit denen wir zu Beginn dieses neuen Jahres schon wieder konfrontiert worden sind?

Kann ich so einfach zu meinen Ausführungen zu Ometepe übergehen, ohne zu erwähnen, dass die Meldungen schockieren und blockieren, dass die aktuellen Entwicklungen sich offenbar nicht nur bei mir ins Gedächtnis einbrennen, deprimieren und runterziehen?

Oder wie es mir vor ein paar Tagen ein älterer Herr gesagt hat: „Die Menschen haben aus der Vergangenheit nichts gelernt. Mir bereiten die Nachrichten schlaflose Nächte und lassen mich nicht zur Ruhe kommen.“

Wir werden ja geradezu dazu gezwungen, uns mit der Fülle der meist negativen Informationen auseinanderzusetzen. Mir fällt es nicht leicht, einfach abzuschalten, wenn wir jeden Tag neu in Talkshows, in den Nachrichten, in der Presse mit den weltweiten Schreckensmeldungen zugeschüttet werden. Was ist aus dieser Welt geworden, in der uns Flucht, Kriege, Unfälle, Burn-Out-Erkrankungen und zunehmende psychosomatische Probleme als eine geballte Ladung von Negativmeldungen krank machen – statt uns aufzurichten?

Wo erreichen uns erfreuliche Nachrichten, die uns aufatmen lassen, wo wir sagen können: „Das sind ja mal richtig gute Meldungen, die wir gerne hören.“

Meldungen dieser Art müssen wir in unseren Medien eher mühsam suchen.

So habe ich mich an vielen Abenden damit beschäftigt, und mich gefragt: „Was sind wichtige Neuigkeiten im Blick auf das Ometepe-Projekt? Gibt es Zusammenhänge zwischen den Veränderungen in Europa, die auch etwas mit Lateinamerika und Ometepe zu tun haben?

Sollte ich mich in meiner Begrüßung auf unsere Aktivitäten hier in Deutschland und auf Ometepe beschränken?

Sollte ich unsere erfreulichen Erfolge betonen, auf die wir auch im Jahr 2014 in der Projektarbeit zurückblicken können? Ist es sinnvoll, sie in dieser Ansprache noch einmal aufzulisten, obwohl sie auf unserer Homepage und in der Presse nachzulesen waren und vielen von Euch bereits bekannt sind?

Also – habe ich mich gefragt – was ist es dann, das ich Euch als heutige Neujahrsbotschaft gerne mitteilen möchte?

Und ich habe mich entschieden, im Blick auf unsere Projektarbeit einmal eine ganz andere Sichtweise zu beschreiben:

22 Jahre Projektarbeit, auf die wir in diesem Jahr zurückblicken können, habe ich noch einmal an meinem geistigen Auge vorbeiziehen lassen.

Vieles ist entstanden auf Ometepe, mit jeder großen und vielen kleineren Hilfen, finanziellen und ganz praktischen. Mit Aktivitäten in Kindergärten, Schulen, Kirchengemeinden, mit Hilfe der Öffentlichkeitsarbeit in unseren Büchern, der Homepage von Ometepe und des Ev. Kirchenkreises An der Agger und durch die Presse.

Ja, wir haben eine Menge Positives geleistet. Gemeinsam mit vielen Menschen – und darauf dürfen wir auch stolz sein.

Im Lauf der Jahre haben sich in unserer Zusammenarbeit auch Dinge entwickelt, die für meine Begriffe von unschätzbarem Wert sind. Wir haben uns – über Ometepe hinaus – zu einem bunten Oberbergischen Netzwerk entwickelt, das vielfältiger eigentlich gar nicht sein kann. Bei unseren Begegnungen sind wir zusammengewachsen und haben an Gewicht gewonnen – über die regelmäßigen Ometepe-Treffen hinaus.

Als ich mir die Anmeldeliste für heute Abend noch einmal durchlas, habe ich mich ganz besonders gefreut. Da sind Freunde gekommen, einige zum ersten Mal, die sich angezogen fühlen. Und jemand sagte uns vor kurzem: „Es ist einfach toll, so viele unterschiedliche Gesichter bei Euch zu treffen: alte und junge Menschen, solche aus Politik und solche, die mit Politik wenig zu tun haben. Ebenso aus den Kirchen. Da steht der katholische Jugendpfarrer neben dem evangelischen Pastor und die Apothekerin neben der Hospizkrankenschwester und der Physiotherapeutin. Da ist der Trauerredner, die Mitarbeiterin von der Caritas, da sind Menschen von der Telefonseelsorge und welche vom Schwimmverein, da gibt es Ärztinnen und Ärzte, Menschen mit Behinderungen und Mitarbeiter aus den Behinderten-Einrichtungen des Oberbergischen Kreises, Lehrerinnen und Lehrer, Rentner, Schriftsteller, Freunde aus der ehemaligen DDR. Da sind Spieleerfinder und ehemalige Schüler aus der Schulzeit meines Mannes…

Wir sind eine richtig bunte, vielfältige Gemeinschaft!

Der Wunsch besteht offenbar, sich kennen zu lernen, in Kontakt zu kommen und näher zusammenzurücken. Wir sind neugierig aufeinander – und das ist gut so. Es finden Begegnungen statt, die uns aufrichten. Der Blick auf den Alltag ändert sich, wir verspüren vielleicht weniger Ärger, empfinden mehr Lebensfreude, weil sich auch in diesem Kreis inzwischen neue Freundschaften ergeben haben.

So einfach, dachte ich mir, könnte es in unserer Welt sein: Sich einlassen auf den anderen, ihm Achtsamkeit entgegenbringen und Vorurteile abbauen.

Und darin besteht unsere Vision: Menschen miteinander ins Gespräch bringen, sie über den Horizont schauen lassen, von Wiehl nach Ometepe, von Deutschland nach Nicaragua. Das ist uns gelungen: Mehr als 200 Menschen aus unseren Breiten haben Ometepe kennen gelernt, kommen immer wieder gerne in dieses zweitärmste Land Mittelamerikas zurück, in dem sich in diesen Jahren viele Veränderungen ergeben haben. Und wir stehen immer wieder vor neuen Prozessen. Stellen auch in diesem Land fest, wie die Welt sich bis in die kleinsten Dörfer verändert hat. Neue Kommunikation ist möglich: Wir erleben die Landfrauen, wie sie plötzlich ein Handy aus ihrem Plastikbeutel ziehen und sich mit ihren Kindern verständigen.

Junge Menschen aus Ometepe kommunizieren mit jungen Deutschen inzwischen über Facebook und lassen sie so an ihrem Alltag teilhaben. Und alle haben – über die Horizonte hinweg – den einen Wunsch: Wir Menschen wollen in Frieden leben. Wir möchten zufrieden sein können. Mit unserer Grundversorgung, mit unserem Trinkwasser und der Elektrizität, mit unserer gesundheitlichen Versorgung, unseren Transportmöglichkeiten. Und auch mit der Politik des Präsidenten, die in Nicaragua nicht für alle nachvollziehbar ist.

Sie möchten einbezogen werden in tiefgreifende Entscheidungen, wenn es um den Verkauf ihres Landes geht, weil es einen Kanal geben soll, der den Panamakanal entlastet und noch mehr und größere Schiffe zu ihren Zielorten bringen kann.

Eine Freundin, eine einfache campesina, sagte mir einmal folgenden Satz: „Ich liebe meine Insel Ometepe und würde sie nie verlassen. Die meisten Menschen leben hier gerne. Das einzige ist, dass uns einfach einiges zum Leben fehlt. Sonst sind wir mit unserem Leben zufrieden.“ Und ein Freund sagte vor ein par Jahren den bedenkenswerten Satz, als er zu Besuch in Deutschland war: „Ihr seid alle gut genährt, habt doch alles und keinen Hunger. Aber eure Mundwinkel zeigen oft nach unten und signalisieren viel Unzufriedenheit. Unsere Menschen in Nicaragua sind bitterarm, sie haben Hunger oder sind fehlernährt. Aber sie sind meistens fröhlich.“ Und zum Schluss stellte er mir die Frage: „Woher kommt das eigentlich?“

Michael wird noch einige Einzelheiten aus der Projektarbeit vorstellen. Vieles kennt Ihr ja schon aus der Homepage und der Presse.

Danach wird Jana Maria Lemke in ihrem Vortrag über ihr Freiwilliges Soziales Jahr auf Ometepe berichten. Das wird auch für mich eine Überraschung, auf die ich mich freue. Ihr habt heute Abend auch noch Gelegenheit, unter anderem das neue Buch zu erwerben, das Michael und ich herausgegeben haben und in dem 30 verschiedene OberbergerInnen mitgeschrieben haben. Die Überschüsse vom Verkauf unserer Bücher gehen allesamt auf das Konto zugunsten Ometepes. Danke an unsere Freundin Inge Kesterke, die wieder einmal den Verkauf übernommen hat.

Danke an Martin Schulte für die Musik. Danke an Daniela und Guido Guntermann und das gesamte Team von Victors, das uns zum wiederholten Mal so wunderbar verwöhnt.

Nun wünsche ich uns allen einen fröhlichen Abend, gute Gespräche und danke jedem Einzelnen für seine Hilfe, die wir in diesem Jahr für die Projektarbeit wieder erhalten haben.

Ich danke für Eure Aufmerksamkeit.

Monika Höhn

Einige Einzelheiten aus der Projektarbeit 2014 – vorgestellt von Michael Höhn

Erwartet bitte keine lange Auflistung von Berichten aus dem vergangenen Jahr. Das könnt Ihr alles nachlesen auf der Homepage. Ich möchte nur ein paar Schwerpunkte aus dem Jahresabschlussbericht nennen, den wir vor ein paar Tagen aus Ometepe erhielten. Der gesamte Jahresbericht 2014 wird in den nächsten Wochen auch auf unserer Homepage nachzulesen sein.

Im Jahr 2014 konnten wir insgesamt rund 173.000 € nach Ometepe überweisen.

Das ist eine sehr hohe Summe, die durch die Spendenbereitschaft vieler Freundinnen und Freunde von Ometepe zusammengekommen ist – und eine ganze Anzahl von ihnen sitzt heute unter uns. Allein in den vergangenen Tagen sind an überraschenden Spenden aus der Zahngoldsammlung, aus Sponsorenläufen von Schulen, an hohen Einzelspenden mehr als 33.000 € auf dem Ometepe-Konto eingegangen – vor allem auch für die Arbeit mit den behinderten Kindern.

Habt herzlichen Dank für alle Eure Großzügigkeit!

Von dem überwiesenen Geld wurden 21 MitarbeiterInnen aus den Bereichen Bildung, Gesundheit und Behindertenzentrum bezahlt. Anlässlich der schlimmen Regenfälle im Oktober mit etlichen Schlammlawinen konnten wir zahlreichen betroffenen Familien mit Nahrungsmitteln, Kleidung und beim Aufbau ihrer zerstörten Häuser helfen. Insgesamt haben wir 2014 vier neue Häuser für besonders bedürftige Familien bauen können – jedes im Wert von rund 4000 US$.

Im Augenblick gibt es 31 Studenten auf Ometepe, die eine Studienunterstützung vom Projekt in Höhe von 25 bis 100 US$ erhalten. Zum ersten Mal wird auch eine junge Frau bei ihrem Medizinstudium unterstützt: Kristhel Gonzalez, die Tochter unserer ersten Ärztin Dra. Fabiola, die vielen – auch hier in Deutschland – bekannt ist. Alle Unterstützungen werden von den Geförderten nach Abschluss ihres Studiums zurückgezahlt.

Seit Juni 2014 kommt ein Gynäkologe vom Festland auf die Insel, der einmal im Monat mit Fabiola Gonzalez zusammenarbeitet.

Zurzeit werden 54 Kinder mit Behinderungen im Zentrum betreut. Einmal im Monat werden einige der Kinder mit dem projekteigenen Bus nach Managua zu Spezialisten gefahren.

Hier arbeiten wir zusammen mit Marisol Silva und ihrem Mann Dr. Michael Platzer aus Österreich, die finanziell unterstützt werden von der österreichischen Organisation Future4Children.

Ganz besonders gefördert wurde auch die Frauenorganisation REMO, die sich gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch engagiert.

Am 8. Februar wird eine junge Frau aus Hamburg für zwei Monate ins Projekt fahren. Sie ist Wirtschaftsingenieurin aus dem Flugzeugbau und wird in unserer Schule Englisch unterrichten. Selbstverständlich trägt sie alle Kosten persönlich!

Am 8. März startet eine siebenköpfige Delegation für drei Wochen nach Ometepe. Einige der Mitreisenden sind heute Abend unter uns.

Abschließend möchte ich Euch die Mitglieder unseres Fachausschusses Ometepe vorstellen, der im Kirchenkreis An der Agger seit etwa vier Jahren das Ometepe-Projekt hier in Deutschland. Einige von Euch kennen die Gesichter noch nicht:
In einem Artikel der OVZ von vor 15 Jahren und zwei Tagen – am 28. Januar 2000 – las ich vorgestern einen Satz des ehemaligen Superintendenten Pfarrer Horst Ostermann:

Die „Ometepianer“ – und damit sind wir alle gemeint – sind eine vertraute Gemeinschaft, die einen Traum hat – und diesen auch umsetzt.

Diesen Artikel hat unsere Freundin Vera Marzinski geschrieben. Und er trifft bis heute zu!

Vorstellung des Fachausschusses!

Kurzes Grußwort Jürgen Knabe!

Später beim Essen läuft dann eine Fotoschau mit Musik, die einige Eindrücke aus dem vergangenen Jahr 2014 lebendig werden lässt. Julia Prejmerean-Aston hat sie dankenswerterweise vorbereitet. Sie kann leider aus gesundheitlichen Gründen heute nicht dabei sein. Aber ihr Mann Hartmut wird unseren Dank nach Winterborn mitnehmen. Die DVD mit der Fotoschau ist für 5 € am Büchertisch zu erwerben. Nun noch einmal Martin Schulte mit dem Akkordeon.

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