Vom Leben der Menschen in Nicaragua und ihrem Gottesglauben
„Wo liegt Ometepe?,“ fragte eine ältere Besucherin des Frauenkreises Thierseifen.
Monika und Michael Höhn freuten sich über das rege Interesse und die Beteiligung der 20 Frauen, die ins Ev. Gemeindehaus Waldbröl-Thierseifen gekommen waren. Nach dem Film „Gott sei Dank“, der über die Abeit im Ometepe-Projekt berichtete, gab es noch ausreichend Gelegenheit zur Diskussion, bei der Monika und Michael Höhn über aktuelle Eindrücke von ihrer Reise berichteten, von der sie gerade zurückgekehrt waren und über die Entwicklungen und Veränderungen seit Beginn der Arbeit vor 22 Jahren.
Zum Schluss las Michael Höhn eine Geschichte über die Eindrücke auf Ometepe vor, die die beiden am Palmsonntag in der katholischen Kirche in Altagracia 1996 erlebt hatten. Es war ein denkwürdiger Gottesdienst in der vollbesetzten Kirche. Kinder, Mütter, junge und alte Leute warteten auf den Einzug der Prozession. Hühner liefen durch die weit geöffneten Kirchentüren ein und aus, Kinder spielten versunken mit einem dicken Käfer. Barfüßig lief ein alter Mann bis nach vorne zum Altar, neben dem eine schwarzbärtige Jesus-Figur mit einem Sombrero auf dem Stuhl saß.
Jesus sah aus wie ein campesino, ein Landarbeiter, einer von ihnen. Der Alte stützte auf der einen Seite seine Frau, die ein gebogenes Eisenrohr als Krückstock benutzte. Sie trut Sandalen, die aus einem Autoreifen herausgeschnitten waren. Alle liefen nach vorne und wollten mit Palmwedeln Jesus berühren, ihm ganz nahe sein.
Dann endlich kam Bewegung in die Kirche. Bei den unverwechselbaren Klängen einer Marimba-Gruppe zogen die Menschen ein, die an der Prozession teilgenommen hatten. Allen voran der katholische Padre mit einem Megaphon.
„Un applauso para Jesus – ein Beifall für Jesus,“ rief er und die Kirche bebte von dem begeisterten Klatschen der Menschen. Der Marimba Rhythmus zog auch uns in seinen Bann und wir spürten, dass wir uns in einem Gottesdienst hin und her bewegten.
Palmsonntag in Ometepe. Nicht Weihnachten ist das wichtigste christliche Fest, sondern die semana santa, die Heilige Woche vor Ostern. Dann wird im ganzen Land kaum gearbeitet, es wird gefeiert und nicht zu knapp. Als wir uns nach mehr als zwei Stunden mit dem Friedensgruß begrüßten, jeder umarmte und drückte die Menschen, hatten wir das starke Gefühl, nicht fremd, sondern unter Freunden, mehr noch – unter Schwestern und Brüdern – von Herzen willkommen zu sein.
„Beinahe täglich melden sich junge Leute, – telefonisch oder per Internet,“ so Monika Höhn. Sie sind interessiert an einer Mitarbeit im Projekt, in dem sie etwas Sinnvolles erleben möchten. „Vermutlich hat sich die Freundlichkeit der Menschen, ihre Zugewandtheit, inzwischen durch die Freiwilligen und Mitgereisten herumgesprochen,“ so das Resümee der beiden Referenten. „Eine völlig andere Welt,“ so der Projektleiter und Agrar-Ingenieur Alcides Flores nach seinen Besuchen in Deutschland.
Das konnten die Frauen in Thierseifen nur bestätigen.
Die Geschichte ist nachzulesen in dem Buch von Monika und Michael Höhn
„…und Esmeralda tanzte – Unterwegs in Nicaragua“
Szenen, Geschichten, Reiseerlebnisse
IATROS-Verlag 2007, 10€