Unter dem Motto von Martin Buber folgten insgesamt 130 BesucherInnen der Einladung zu einem außergewöhnlichen Begegnungsabend ins Ev. Gemeindehaus in Wiehl, der im Rahmen der Interkulturellen Woche und dem Tag des Flüchtlings am 2. Oktober 2015 stattfand.
Es waren vor allem syrische Flüchtlinge, die mit ihren BetreuerInnen nach Wiehl gekommen waren: aus Volkenrath, den „Bergdörfern“ und den Unterkünften aus dem Wiehler Umfeld.
Michael und Monika Höhn führten durch den Abend. Susanne Focke-Gebauer interviewte Flüchtlinge aus Volkenrath, die mit Hilfe einer Übersetzerin und eines Übersetzers über ihre Fluchtgründe, ihre Fluchtwege und ihre Odyssee berichteten, bis sie endlich Deutschland erreicht hatten. Bewegend erzählte in gut verständlichem Deutsch eine 28-jährige syrische Mutter mit ihren 4 Kindern ihren Leidensweg vor drei Jahren, ihre mehrtägige Überfahrt in einem 7 m langen Boot und die Erkrankung ihrer Kinder, die dringend Hilfe benötigten. Inzwischen besuchen sie den Kindergarten und die Schule in Wiehl.
Ein syrischer Orthopäde hatte einige wenige Fotos zur Verfügung gestellt, die ihn bei der Operation in der Klinik seiner Heimat zeigten und Fotos von der jetzt zerstörten Stadt. Die anwesenden Syrer dankten mit einem kräftigen Applaus für die freundliche Aufnahme und die Hilfsbereitschaft der vielen Ehrenamtler, von denen sie begleitet wurden.
Für ein ganz besonderes Highlight hatten die beiden MusikerInnen Theresa Hellwig und Pepe Zamorano aus Chile (heute Köln) der Gruppe „Zanate“ gesorgt. Mit einfühlsamer lateinamerikanischer Musik und mutmachenden Widerstandsliedern von Victor Jara begeisterten sie die ZuhörerInnen, die zum Singen und Mitklatschen aufgefordert wurden.
Ein reichhaltiges Buffet, das Katja Celik aus Wiehl zubereitet hatte und verschiedenen Fingerfood-Einzelspenden gab es Gespräche an Stehtischen, bis die Flüchtlinge wieder in ihre Unterkünfte und nach Hause gefahren wurden.
Gabi Burdy von der Flüchtlingshilfe Wiehl nahm einen symbolischen Scheck über 1.075 € für die Flüchtlingshilfe Wiehl entgegen.
Dieser Betrag ergab sich aus der Kollekte des Ometepe-Gottesdienstes in der Wiehler Kirche. Der Fachausschuss Ometepe im Ev. Kirchenkreis An der Agger hatte beschlossen, die eingegangene Kollekte über 1.750 € zu teilen und der Flüchtlingshilfe Wiehl davon 875 € zu überweisen.
Miteinander statt gegeneinander
Wenige Tage vorher war Dr. Mohammad Heidari, (Hochschuldozent der Universität Köln für Medien- und Islamwissenschaft, Konflikt- und Friedensforschung) war als Referent vom türkischen Verein UETD in den Krawinkelsaal nach Bergneustadt zu diesem Thema eingeladen worden und gab Denkanstöße über die Hintergründe der Zuwanderung in Deutschland.
Zuwanderung in Deutschland hat eine lange Geschichte und hat ab der Phase des Wiederaufbaus der Bundesrepublik Deutschland eine neue Dimension erfahren. In den modernen Gesellschaften kommen sich Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft, Glaubenzugehörigkeiten, kultureller und politischer Prägung sehr nah. Sie arbeiten täglich zusammen, sind Bewohner eines Hauses, ihre Kinder gehen gemeinsam in Kindergarten und Schule. Das Zusammenleben klappt in der Regel und ist für alle Seiten fruchtbar. Die globalen Entwicklungen der letzten 25 Jahre lassen neue Fragen aufkommen.
Mit einem Impulsvortrag und anschließenden Gesprächsrunden in Kleingruppen, an denen sich neben 50 BesucherInnen – unter ihnen zahlreiche Muslime – auch die Bürgermeister Holberg aus Bergneustadt, Helmenstein aus Gummersbach, Dr. Karthaus aus Engelskirchen, die stellvertretende Bürgermeisterin Maass aus Reichshof, Bukowski aus Morsbach, sowie Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche, beteiligten. Michael Höhn moderierte die Veranstaltung, bei der alle Gäste im Anschluss zu einem gemeinsamen Essen eingeladen waren.
Das Honorar und den Erlös vom Verkauf seines Buches hatte Dr. Heidari für die Flüchtlingsarbeit in Wiehl zur Verfügung gestellt.
Monika Höhn