Besuch einer Avocadoplantage

Unser Rhythmus hat sich in den Tagen unseres Aufenthaltes vollkommen dem der Insulaner angepasst. Mit dem Hahnengeschrei unmittelbar vor unserem Fenster und in der Nachbarschaft gegen 4.30 bis 5 Uhr sind wir meistens schon wach, einige von uns tummeln sich bereits gegen 6 Uhr im Wasser. Zum Glück gibt es noch diese Alternative eines Bades, denn heute Morgen drehen wir die Wasserhähne und die Dusche vergeblich auf: Es ist kein Wasser da. Später stellt sich heraus, dass offenbar der Haupthahn, den wir in der Nähe unserer Kaffeesträucher im Garten freilegen, nur halb aufgedreht war. Das hat in Verbindung mit dem schwachen Druck zu akutem Wassermangel geführt.

Gegen 8.30 Uhr fahren wir auf Einladung von den beiden Carlos Coronel (Vater und Sohn) zu ihrer Avacadoplantage nach Tichaná. Dort tragen 2000 Avacadobäume so viele und bis zu 5 Pfund schwere Avocados der unterschiedlichsten Sorten , dass sie zusätzlich mit Stangen gestützt werden müssen. 10 campesinos arbeiten dort in festen Verträgen, weitere 20 arbeiten in der riesigen Plantage am Fuß des Maderas je nach Erntebedarf.

Strom aus erneuerbarer Energie
Tatsächlicher Grund für unseren Besuch ist die von den beiden Carlos? installierte hydroelektrischen Anlage, die im Lauf der nächsten drei Monate über zwei Turbinen, die vom Wasser des Vulkans getrieben werden, etwa 400 Kilowatt Strom erzeugen soll. Nach den Plänen der Familie Coronel werden künftig 500 Häuser rund um den Vulkan mit Strom versorgt werden können. Der deutsche Staat hat sich über die GTZ mit eingeklinkt und 200.000 US$ zugeschossen, für den Bau der nötigen Anlagen für das Stromnetz. Carlos Coronel hat uns eingeladen, uns – wenn möglich- in dieses oder ähnliche Projekte „einzuklinken“. Angesichts des immer stärker steigenden Ölpreises sollte diese Art von erneuerbarer Energie zukunftsweisendes Vorbild sein für weitere Projekte auf der Insel, z.B. am ojo de agua in Tilgüe, von wo aus ganz Altagracia mit Strom versorgt werden könnte. Jedenfalls wollen wir im Gespräch bleiben.

Kurz vor der Rückfahrt beißen wir noch in die außergewöhnlich saure mimbro, die für die Herstellung von Essig in Chile-Soßen verwendet wird.

EFi arbeitet derweil an ihrem Projekt: eine lebensgroße Mädchenpuppe aus Draht und Pappmaché für unsere Schule „La Esperanza“, die am kommenden Montag nach den 14 Tagen Schulferien überraschend zwischen den Schülerinnen und Schülern sitzen wird. Eine freundliche Erinnerung an 15 Jahre Ometepe Projekt und an die besondere Verbindung zwischen den deutschen und nicaraguanischen Schulkindern!

Nachmittags fahren wir nach Moyogalpa, um dort ins Internet zu kommen. Unsere Hoffnung trog jedoch: Stromausfall, weil marode Leitungspfosten ausgetauscht werden müssen. Kein Internet! Wir überleben es frohgestimmt…

Homestays in Moyogalpa
In La Paloma am südlichen Ortsrand von Moyogalpa besuchen wir eine für Ometepe ganz neue Einrichtung, die einen Steinwurf vom See entfernt liegt. In der Organisation Puesta del Sol (Sonnenuntergang) haben sich 16 Familien – vor allem Frauen unter der Leitung von Socorro Ponce – in dem Viertel zusammengetan. In neu angebauten Unterkünften bringen sie vor allem junge Leute aus Kanada oder auch aus Europa unter. Die jungen Leute helfen ortsnah beim Anbau von Gemüsegärten in den Familien, erhalten Einblicke in die Pflanzenmedizin geben Unterricht in ihrer jeweiligen Muttersprache und lernen im Gegenzug Spanisch. Sie zahlen dafür 15 US$ pro Tag inklusive Verpflegung in den Familien. Hier ist das Schild für Interessierte mit Angabe der Homepage:
WWW.PUESTADELSOL.ORG

Ein junger Kanadier hat die Kontakte in sein Heimatland hergestellt und so funktioniert der Austausch offenbar zur Zufriedenheit aller Beteiligten. Auslöser waren Dokumentarfilme, die von der Asociación Art Partage de Canadá im Januar 2005 hier gedreht wurden und in Schulen und Kirchen gezeigt wurden, um Spenden für die Bevölkerung zu sammeln. Daraus ergab sich dann im nächsten Schritt die Idee zum gemeinsamen Wohnen in den bäuerlichen Familien. Wir haben dazu eine Powerpointpräsentation im Gegenzug zur Kopie unseres Ometepefilms bekommen, die darüber im Detail Auskunft gibt. Auch hier werden wir in Kontakt bleiben. Wir wollen auch Wilma van Beek und ihre Gruppe auf diese interessante Möglichkeit aufmerksam machen. Die holländische Gruppe will nämlich im August die Bevölkerung um den Maderas mit dem Aufbau ähnlicher „Homestays“ unterstützen. Wir finden, dass dies eine gute Förderung zu Selbsthilfe ist!

Film und Buch für Präsident Daniel Ortega
Am Abend schreiben wir auf Anregung von Alcides – nach verschiedenen Anläufen (Stromausfällen und Druckerfarbe ging aus) und Diskussionen mit unseren PartnerInnen nun endgültig – einen Brief an den Präsidenten Daniel Ortega, in dem wir ihm den neuen Film und das neue Buch warm empfehlen. Alcides fährt noch um 21 Uhr mit dem Wagen nach San Ramon, um Brief, Buch und Film dort an Carlos Coronel zu übergeben, der sich erboten hatte, es am Freitag an seinen Onkel mitzunehmen, der assesor von Daniel Ortega ist. So ist der Weg sehr kurz und Daniel Ortega wird so die Gelegenheit haben, sich basisnah über die Situation der Menschen auf Ometepe zu informieren. Mal sehen, was dabei herauskommt…

Dr. Harry Cardenas, Direktor von MINSA in Altagracia, besucht uns noch mit einer Krankenschwester am Abend, um uns zu einer reunion (Versammlung) kommende Woche mit dem gesamten medizinischen Personal einzuladen, wobei es um die Absprache künftiger Zusammenarbeit gehen soll.

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