Dreitägige Fahrt nach Masaya, Granada und San Juan del Sur

Wir starten bei Regen, so dass Alcides sich für das geschlossene Ambulanzauto entscheidet, mit dem wir unsere Reise antreten. Nach ruhiger Überfahrt geht es zunächst nach Rivas, wo wir ein Internet-Café aufsuchen. Bedauerlicherweise funktioniert auch hier die Verbindung nicht gut, so dass wir – Michael und ich – es rasch aufgeben, unsere 42 angekündigten emails zu öffnen. Alcides erledigt in dieser Zeit einige Bankgeschäfte und wechselt Dollars in Cordoba, die wir evtl. für den Kleinkauf auf dem Markt in Masaya benötigen. Inzwischen hat der Dollar als gängige Währung auch in den pulperias (Verkaufsbuden) seinen Einzug gehalten und selbst die Schuhputzjungen verlangen Dollar, wie wir später feststellen müssen. Statt bisher 10 Cordoba (0,50 US$), verlangte ein junger Schuhputzer in der Lagune von Apollo, die wir als nächstes anfahren, inzwischen 2 US$. An vielen Stellen wurde uns bewusst, in welcher Form die erhöhten Preise im Land sich im Tourismus, vor allem aber bei den Ärmsten, bemerkbar machen. Mit der schlechten Kaufkraft und den erhöhten Preisen für die Grundnahrungsmittel, insbesondere für Reis (30%), aber auch Gemüse, sind sie am meisten betroffen. Eine Gruppe von Marimbaspielern, die uns einige bekannte Nicaragualieder spielt, macht uns den Abschied in der Lagune nicht leicht. Wiltrud bemerkt, dass sie gern noch einmal den Roman von Gioconda Belli „Tochter des Vulkans“ nachlesen möchte, der an diesem geheimnisvollen Ort seinen Ursprung hat.

Weiter geht es zum aktiven Vulkan Masaya, der seine Gase in dichte Nebelwolken hineinpustet. Unvorstellbar für unsere Mitreisenden, dass sich im Kraterinneren Papageien eingenistet haben. Viel Zeit zum Fotografieren bleibt nicht, da wir wieder von einem plötzlichen Regen überrascht werden. Wir fahren vom Vulkan herunter und lassen uns Zeit für den Besuch im Museum des Vulkans.

Anschließend besuchen wir den Markt von Masaya.



Granada- Besuch bei Bischof Hombach mit Dra. Fabiola Gonzales
Über zum Teil sehr holprige Wegstrecken auf der Panamericana – der starke Regen hatte bereits wieder seine Spuren hinterlassen und einige Straßenabschnitte sind im Bau – erreichen wir Granada und belegen unsere Zimmer in der vertrauten Hospedaje „Cocibolca“. Zwischen 19 und 19.30 Uhr haben wir uns mit Bischof Hombach und Dr. Fabiola Gonzales verabredet, denen wir gern unser neues Buch überreichen möchten. Bischof Hombach hatte über die Aufgabe der katholischen Kirche auf Ometepe einen Artikel verfasst und Fabiola hatte über ihre Arbeit vor einigen Jahren als Ärztin im Sozialdienst im Ometepe-Projekt berichtet. EFi und Wiltrud besuchen kurz die Kathedrale und erleben Bischof Hombach noch kurz bei seiner Abendmesse. Die Begrüßung im Bischofsamt, wo wir alle empfangen werden, ist überaus herzlich. Bischof Hombach hatte bereits von seinem Bruder Alois aus Freudenberg von dem ökumenischen Gottesdienst und den anschließenden Feierlichkeiten anlässlich unseres 15-jährigen Projektbestehens erfahren. Der Humor des Bischofs ist ansteckend und wir amüsieren uns köstlich über seine Berichte. (Politik, Persönliches, etc…) Die Presse sei ihm in letzter Zeit dicht auf den Fersen und wolle immer wieder Interviews mit deutlichen Worten gegen die Regierung Ortega. Den Gefallen täte er ihnen jedoch nicht, obwohl er bekanntermaßen eine klare Ansprache schätze. Bischof Bernardo Hombach freut sich ebenfalls über unser gemeinsames Buch, für das er einen Artikel geschrieben hat. Mit Fabiola, die eine feste Anstellung im Frauenzentrum Itxchen in Managua hat, besuchen wir eine nahe gelegene Pizzeria – es ist inzwischen spät geworden – und warten lange auf unsere Bestellung. Der Tag war dichtgefüllt mit vielen neuen Eindrücken für unsere Nicaragua-Erstreisenden. Auf dem Weg zu unserer Hospedaje begegnen wir Jürgen Stadler, dem österreichischen Leiter des Hauses der Drei Welten „Casa de los tres mundos“. Es ist lauschig und warm in Granada in einer angenehmen Atmosphäre mit neu errichteten Straßenrestaurants, die sich gut in das Gesamtbild der Stadt mit ihren Pferdekutschen und kolonialen Gebäuden einfügen. Obwohl es inzwischen spät geworden ist, pulsiert immer noch das Leben auf der Straße. Todmüde fallen wir alle ins Bett.

Fahrt zu den Isletas von Granada
Wir sind an diesem 2. Juli schon wieder alle zeitig auf den Beinen und wollen um 8 Uhr eine Bootsfahrt zu den Isletas machen. Danach soll es weitergehen zum Vulkan Mombacho. Die einstündige Rundfahrt zu Beginn eines neuen Tages zwischen den 365 vorgelagerten Vulkaninselchen, die sich vor Jahrtausenden durch die Vulkanausbrüche gebildet haben, ist faszinierend. Noch ist es ruhig und wir sind die ersten Touristen, die die Bilder von Seerosen, eine einzigartige tropische Vegetation, Vögel, Affen und die ersten Fischer mit der Kamera und dem Herzen festhalten. Die Vögel eröffnen ein unverkennbares Konzert an diesem frühen Morgen mit ihren durchdringenden Stimmen.

Mombachotour
Bereits um 9.30 Uhr geht es weiter zum Vulkan Mombacho. Wir warten darauf, dass sich der Unimog mit weiteren Besuchern füllt. Er ächzt den steilen Berg hinauf zum Mombacho, vorbei an Cafetales und einer einzigartigen Vegetation durch Nebelwald zur Station. Wir unternehmen den uns schon sehr vertrauten Rundweg mit seinen vielfältigen Pflanzen, Orchideen, Fröschen und Vögeln, die es einzigartig nur am Mombacho und auf Ometepe gibt und machen zahlreiche Fotos.
Wir brauchen unsere Regenjacken, die wir wegen des feuchtwarmen Klimas aber zwischendurch immer wieder ausziehen müssen. Auf dem Rückweg drängt die Zeit, der Unimog wartet auf uns, der uns wieder zurück ins Tal bringt. Das Klima ist anstrengend und einigen Untrainierten bleibt beim Steigen der steilen Baumtreppen im tropischen Nebelwald ein wenig die Luft weg.

Baden und Bootsfahrt in San Juan del Sur
Wir fahren weiter nach San Juan del Sur. Ein anderes Licht empfängt uns, das typische Pazifiklicht. Wenn es auf Ometepe regnet, scheint hier sehr oft die Sonne. Wir beziehen eine bescheidene Hospedaje bei Elisabeth – viele Unterkünfte sind ausgebucht – und essen in El Timon zu Mittag. Wir bestellen Langusten, die Spezialität des Hauses. Don René, der Besitzer des Hotels, berichtet uns, dass das Buch „Lust auf Nicaragua“ inzwischen der fahrenden Bibliothek übergeben worden sei und dass er auch gern das neue Buch kaufen wolle, von dem Alcides ihm erzählt hatte. Viele neue Hotels – überwiegend in amerikanischer Hand – sind inzwischen in San Juan entstanden. Verschiedene kleine Bars liegen inzwischen als Schutthaufen am Strand. Hier werden sicher bald neue entstehen. Wir mieten ein Boot für drei Stunden, das uns in die Bucht Marsella bringt, wo wir wunderbare Stunden mit Schwimmen und Relaxen verbringen. Zwei große Schildkröten beim Liebesspiel kreuzen unsere Fahrt. Außer uns sind nur ganz wenige Touristen am Strand. Wir entdecken zwei geschützte Eier-Ablagestellen von tortugas (Schildkröten). Es ist ein paradiesisches Bild: kristallklares Wasser, das Rauschen der Wellen, eine Rinderherde am Strand und über uns einige schwebende Pelikane auf der Suche nach Fischen.



Pünktlich werden wir von unserem Boot wieder abgeholt und essen ein weiteres Mal im El Timon. Dann geht es weiter nach Rivas.

Marktbesuch in Rivas
Unterwegs lädt uns Alcides ein in das am Ufer des Cocibolca traumhaft gelegene Hotel „La Mar“ ein. Wir trinken einen Kaffee und fotografieren unsere geliebte Insel Ometepe mit ihren beiden Vulkanen aus einer ganz neuen Perspektive. Weiter geht es nach Rivas zum Markt, wo wir einige Einkäufe erledigen. Monika unterhält sich mit den Marktfrauen über die erhöhten Gemüsepreise, die für die Ärmsten nicht zu bezahlen sind. Auf dem Weg zu unserer Fähre in San Jorge begegnen wir einer Gruppe von etwa 20 Motorradfahrern.

Die Biker tragen die Aufschrift „Soldiers for Jesus“ auf ihrer Lederkluft. Michael und Reinhard reden mit einigen von ihnen. Sie kommen aus Costa Rica und sind von einem Pastor übers Wochenende zu einem Einsatz in einem Waisenhaus in Moyogalpa eingeladen. Sie benutzen die gleiche Fähre wie wir.



Zurück auf Ometepe – Treffen von LehrerInnen aus Hessen
Auf der Insel hatte es während unserer Abwesenheit geregnet. Beim Abendessen in Santo Domingo begegnen wir einer Gruppe Lehrer, die uns Wulf Hilbig aus Hessen bereits in Deutschland angekündigt hatte. Sie hatten ihre Schulpartnerstadt in Diriamba besucht und wollten uns besuchen. Wir tauschen gegenseitige Erfahrungen aus – sinnvolle und nicht sinnvolle Hilfe in der Entwicklungs-Zusammenarbeit, und sie berichten über die schulische Situation in Diriamba. In Frankfurt wollen wir demnächst unsere gemeinsamen Erfahrungen vertiefen und die Hessen-Koordination möchte uns gern zu einem Filmabend mit unserem neuen Ometepe-Film einladen.

„Das Wasser des Nicaraguasees bleibt trinkbar“
Diese positive Nachricht entnehmen wir dem El Nuevo Diario vom 2. Juni. „Es ist von sehr guter Qualität und wird zweifellos das ideale Reservoir für die zentrale Zone des Landes sein“, gibt der Direktor für Forschung und Umweltstudien der Nationalen Technischen Hochschule, Ingenieur Sergio Gómez, bekannt. Dies ist das Ergebnis einer dreijährigen Forschungsstudie, deren konkrete Ergebnisse im kommenden Frühjahr veröffentlicht werden. Die Wasserqualität vermindere sich in den Bereichen intensiver Viehzucht und extensiver Landwirtschaft, sowie im Bereich der Flüsse, die aus den Städten in den See fließen.

Die Preise für nachgemachte Medikamente (Generika) werden eingefroren
In derselben Ausgabe lesen wir eine weitere gute Nachricht für die Verbraucher in Nicaragua: Die Preise für Generika werden bis März 2009 „eingefroren“.

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