Glück für Ometepe

Ein Weihnachtsbrief

Liebe Freundinnen und Freunde von Ometepe,

vielleicht erinnern Sie sich an die letzten Wochen, als es in der ARD eine Themenwoche zum Thema Glück gab. Menschen wurden gefragt, was das eigentlich sei: Glück? Was gehört dazu, was einen glücklich macht und sich im Lauf eines Lebens ändern kann? Kann man es lernen oder ein Talent dafür entwickeln? Was gehört dazu? Jeder empfindet sein Glück sehr individuell, aber in einer Sache waren sich die meisten einig:

Glück vermehrt sich, wenn man es teilt.

Und so beeindruckte uns die Antwort eines Jugendlichen: Einem anderen Menschen helfen oder eine Freude machen, macht den anderen und uns glücklich. Wer über die Bedürfnisse und das Glück von anderen nachdenkt und etwas tut, kann etwas bewirken. Auch mit ganz kleinen Dingen. So fühlen wir uns mit anderen Menschen verbunden und mögen uns sogar selbst noch ein bisschen mehr. Glücklich machen, macht glücklich!

Die Sätze haben uns mit Blick auf unsere gemeinsame Ometepe-Arbeit, an der Sie und Ihr alle beteiligt wart in diesem Jahr, noch einmal nachdenklich gemacht.

2013 war unser anstrengendstes Jahr. Manchmal glaubten wir, dass wir die vor uns liegende Arbeit für das 20-jährigen Projektbestehens nicht bewältigen würden: Dieses Fest und sein Delegationsbesuch standen im Mittelpunkt aller anderen Ometepe-Aktivitäten, die unseren Alltag gut ausfüllten. Es ging um eine sorgfältige Vorbereitung, die uns Ehrenamtlichen und Renterinnen und Rentnern und den jüngeren Berufstätigen, die uns dabei unterstützt haben, eine Menge Organisation und Vorausplanung abverlangte.

Rückblickend können wir nur sagen: es gab unzählige Glücksmomente mit neuen Begegnungen, Freundschaften, guten Erkenntnissen und was gibt es Attraktiveres als am Ende sagen zu können: wir waren mit Gleichgesinnten in unserer Einen Welt zusammen, wir haben geteilt, was uns bewegte, haben uns ausgetauscht über das, was noch zu tun ist, haben korrigiert, wo es etwas zu berichtigen gab, wir haben zusammen gelacht, geredet, geschwiegen, wir haben geschimpft und getrauert, wir fühlten uns nicht einsam oder anonym, wir haben uns als eine große Gemeinschaft an den verschiedenen Orten gefühlt. Für Ometepe waren wir auf vielfältige Weise gemeinsam unterwegs. Da gab es Essen und Trinken beim Neujahrsempfang im Januar 2013. Ein wunderbares Buffet, das schon zu einer guten Tradition geworden ist, begeisterte auch diesmal wieder alle Gäste.

Im Februar/März haben wir nach einem gemeinsamen Vorbereitungstag im Januar mit insgesamt acht jungen und älteren Menschen unsere Partner auf Ometepe besucht. Am Hafen von San José del Sur wurden wir anlässlich unserer 20jährigen Zusammenarbeit von allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Projektes mit Musik und Transparenten, gekühlten Getränken und Obst- und Blumenkörben herzlich empfangen. Neben vielen Einladungen gab es ein wunderbares Abschlussfest, an dem Schülerinnen und Schüler und „unsere“ Kinder mit Behinderungen beteiligt waren.
/ Während des Aufenthalts nutzte ich, Monika, die Gelegenheit, etwa 30 Frauen auf Ometepe für ein geplantes Buch zu interviewen und sie zum Schreiben zu gewinnen. Danach begann eine mühsame Arbeit in Deutschland, an der wieder viele freundliche und zuverlässige Menschen beteiligt waren. Mein Verlagsleiter versprach mir in der kurzen Zeit bis zur Ankunft der Nicaraguaner das Buch, das sich noch mit allen Übersetzungs- und Korrekturarbeiten in der Vorbereitung befand, pünktlich herauszugeben. Das Titelfoto habe ich mit Buchexperten diskutiert und erhielt zahlreiche weiterführende Tipps – vor allem von den MitarbeiterInnen der Buchhandlung Hansen & Kröger.

Mit Marieke Neuburg, die als Freiwillige bis September 2013 im Projekt gearbeitet hatte und von Jana Maria Lemke nach ihrem Aufenthalt abgelöst wurde, stand ich in regelmäßigem Email-Austausch. Sie schickte Fotos und übersetzte Artikel unserer MitarbeiterInnen, die nun in dem Buch „Wir sind dabei, Geschichte zu verändern – Frauen in Nicaragua auf der Insel Ometepe“ zu finden sind. Dass dieses Buch eine wunderbare nachhaltige Wirkung haben sollte, obwohl es ja nur in Deutsch erschienen ist, wurde uns erst in den letzten Tagen deutlich. Die auf dem Cover abgebildete und im Projekt arbeitende Psychologin Karla Varela, hatte mit insgesamt drei Organisationen einen ersten Kongress vorbereitet zum Thema „Gewalt und sexueller Missbrauch auf Ometepe“ und gerade in Managua für ihre weitere Qualifikation eine Auszeichnung als Expertin gegen sexuellen Missbrauch und Gewalt erhalten.

Die sehr bewegenden Artikel haben unsere Freunde – Nora und Peter Albrecht aus Norddeutschland und Hans-Ludwig Mayer – übersetzt. Darunter waren Zeitungsartikel aus der La Prensa, die über das Forum berichteten, der Bericht von Yoli Hernández, der Leiterin der Organisation Red de Mujeres, die Beamer-Präsentation in Spanisch, die die Frauen vorbereitet hatten, der Bericht von Jana Maria, unserer Freiwilligen und einzelner Personen, die sich über das wichtige Foro geäußert haben. Unsere Freundin Ursula Blonigen, die seit vielen Jahren im Ometepe-Projekt mitarbeitet, hatte anlässlich ihres runden Geburtstags einen Geldbetrag gespendet und ihren Kolleginnen im Wiehler Hospiz Ketten aus Ometepe verkauft, so dass diese Summe für die Frauenarbeit verwendet werden konnte.

Die Ankunft der Nicaraguaner und alle Aktivitäten, die in dieser Zeit unternommen wurden – Empfang im Wiehler Rathaus, Ausstellungseröffnung in der Sparkasse, Buchvorstellung, Besuch im Ev. Kirchenkreis An der Agger, kostenfreie Unterkunft in Victor`s Hotel in Gummersbach mit freundlichem Empfang durch Daniela und Guido Guntermann, Bustransfer mit einem Firmenbus der Firma Bettermann, viele private Einladungen und ein Benefiz-Konzert im Bielsteiner Burghaus – haben uns viel Freude gemacht.

Am Ende waren wir glücklich darüber, dass alles so gut geklappt hat mit der Hilfe von vielen Helferinnen und Helfern, insbesondere beim Ometepe-Fest. Bühnenaufbau, Musikgruppen, Chöre, AfrikanerInnen und Türkinnen und Türken mit ihren kulinarischen Angeboten waren mit dabei und viele halfen beim Zeltauf- und abbau, mit Kuchenspenden und Verkaufsständen – und empfingen unsere Gäste privat in ihren Wohnungen mit Essen und Trinken…

Alles in allem war dieser Höhepunkt unseres 20-jährigen Bestehens des Projektes eine großartige gemeinschaftliche und körperliche Leistung. Niemand hat gestöhnt, obwohl wir am Ende alle „erschossen“ waren. Glücklich und stolz konnten wir uns die Hände reichen. Unsere Arbeit hatte sich gelohnt. Unsere Öffentlichkeitsarbeit fand gute Resonanz in der Presse. Und Daniel Köbsch aus Dresden hat dankenswerterweise alles in die Ometepe-Homepage eingepflegt.

2013 gab es Vorträge in Kindergärten, Lesungen in Schulen und Gemeinden und bei Senioren, Trauungen, Taufen, Goldhochzeit und Beerdigungen mit Kollekten für Ometepe. Wir haben uns beteiligt am Missionstag in Gummersbach, beim Benefiz-Brunch und am Weltkindertag im Wiehler Park, an dem wir Modeschmuck verkauften und das Projekt mit „unseren Kindern“ auf Ometepe präsentieren konnten. Wir haben neue Flyer drucken lassen und freundliche MitarbeiterInnen gefunden, die uns bei der Gestaltung sehr behilflich waren.

Der Weltladen in Derschlag hat uns auch dieses Jahr wieder mit einer großzügigen Spende unterstützt. Die MitarbeiterInnen im Kirchenkreis, insbesondere Anke Nolting, haben uns mit ihrer Verwaltungsarbeit für Ometepe so wunderbar unterstützt, dass wir jederzeit einen guten Einblick in die Finanzsituation unseres Spendenkontos erhalten haben und unsere Fragen stellen konnten – trotz der buchhalterischen Umstellungen, die von der Rheinischen Landeskirche in diesem Jahr den Kirchenkreisen vorgegeben waren und den MitarbeiterInnen viel Arbeit abverlangt haben.

Wir konnten bereits für das erste Quartal 2014 die Summe von insgesamt 31.000 € für die Arbeit auf Ometepe überweisen. In den nächsten Tagen wird dieser Betrag – erhöht um 15 % durch das Kindermissionswerk in Aachen auf Ometepe eingehen. Wir sind sehr zufrieden, dass wir eine umfangreiche monatliche Abrechnung von unserer Projektleitung aus Ometepe erhalten.

Auch im Jahr 2014 werden unsere regelmäßigen Fachausschusssitzungen und unsere regelmäßigen Ometepe-Treffen fortgesetzt. Unser Neujahrstreffen wird am 31. Januar 2014 um 19 Uhr in Wiehl-Faulmert sein, zu dem wir – ebenso wie zu dem Ometepe-Brunch am 16. Februar 2014 – noch separat einladen werden. Wir freuen uns auch über die neu belebte Zusammenarbeit mit der Städtepartnerschaft Herne/Ometepe, deren Vertreter vor einigen Wochen zu einem Austausch hier bei uns in Wiehl waren. Am 1. Advent 2013 waren wir zu Gottesdienst und einer Lesung aus Monikas Frauenbuch in die Trinitatiskirchengemeinde in Münster eingeladen. Es gab einen Schmuckbasar und am Sonntagmorgen den Ometepe-Gottesdienst mit Michael, einem großartigen Gospel-Chor und das Schmücken des Holzkreuzes, das schon eine lange Tradition hat in unseren Ometepe-Gottesdiensten.

So wird die Arbeit innerhalb dieser Kirchengemeinde durch den Eine-Welt-Kreis auch in Münster weitergeführt.

Im Fachausschuss Ometepe haben sich ebenfalls einige Änderungen ergeben. Die beiden katholischen Frauen Ursula Blonigen und die Pfarrersfrau Anette Drost sind in den Fachausschuss Ometepe gewählt worden, so dass das Projekt nun auch ökumenisch gut vertreten ist. Danke an Pfr. i.R. Horst Ostermann für seinen Vorsitz und Anke Groß als seine jüngere Stellvertreterin. Solche Menschen braucht die Ometepe-Arbeit – mit ihren wohltuenden und mutmachenden Worten und ihrem kritischen Mitdenken.

Danke allen, die uns im kommenden Jahr weiterhin unterstützen wollen. Wir danken herzlich Marisol Silva-Platzer und ihrem Mann Dr. Michael Platzer, aus Brüssel, die gemeinsam mit der österreichischen Organisation Future4Children die Behinderteneinrichtung CET auf Ometepe in besonderer Weise unterstützen.

Ist das nicht alles ein unglaubliches Glück, dass wir 20 Jahre mit Ihnen und Euch allen in der gemeinsamen Arbeit für die Eine Welt immer noch verbunden sind und die Arbeit auf Ometepe weitergeführt werden kann?

Vielleicht mit neuen „Zeitzeichen“, anderen Schwerpunkten, die die Frauen nun stärker bestimmen. Ich kann nur sagen – und das auch im Namen des Fachausschusses Ometepe – wir dürfen uns glücklich schätzen angesichts so vieler positiver Begebenheiten in diesem Jahr 2013. Danke auch allen Spenderinnen und Spendern!

Mit der kleinen Weihnachtsgeschichte von Sigrid Köhler-Friese aus dem Jahr 1975 grüßen wir Sie alle – im Namen des Fachausschusses Ometepe – sehr herzlich und wünschen Ihnen/Euch eine gesegnete, fried- und hoffnungsvolle Weihnachtszeit.

Ihre/Eure
Monika und Michael Höhn

 

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