Eine unglaublich intensive Lernreise

Karin Allgeier hat die Ometepedelegation vom 27. August bis zum 17. September 2010 in Deutschland begleitet und schildert uns ihre Erlebnisse und Eindrücke.

Von Karin Allgeier

Zu meiner Person

Seit 26 Jahren lebe ich in Nicaragua und seit etwa 10 Jahren auf der Insel Ometepe mit ihren etwa 35 000 vorwiegend indigenen Einwohnern. Als gelernte Erzieherin arbeite ich an den verschiedenen Grund- und Oberschulen der Insel, um Lehrer, Schüler und Eltern in der Umwelterziehung weiterzubilden. Seit 20 Jahren bin ich nicaraguanische Staatsbürgerin. … weiterlesen →

Vom Holz des Todes zum Baum des Lebens – Ometepe-Taizé-Gottesdienst in der Ev. Kirche in Waldbröl

Zu einem Ometepe-Taizé-Gottesdienst hatte die Ev. Kirchengemeinde Waldbröl am vergangenen Sonntagabend eingeladen. Pfarrer Matthias Schippel hatte gemeinsam mit dem Taizé–Singkreis unter Leitung von Romy Bürger und Pfarrer i.R. Michael Höhn den Abendgottesdienst vorbereitet, zu dem zahlreiche BesucherInnen trotz des regnerisch- kalten Wetters erschienen.

Ein zwei Meter hohes Holzkreuz , mit Maschendraht verkleidet, erinnerte an die semana-santa Tradition. In Nicaragua schmücken die Menschen in der Osterzeit vor ihren Hütten Kreuze mit Blumen und bringen damit zugleich ihren (Über)-Lebenswillen zum Ausdruck.

In Erinnerung daran waren die GottesdienstbesucherInnen dazu eingeladen, ebenfalls das Kreuz mit Blumen zu schmücken. Das Holz des Todes wurde so symbolisch zu einem Baum des Lebens.

Mit den letzten Blumen aus Oberbergs Gärten entstand ein wunderschönes Herbstkreuz. Ein Foto wird nun den Menschen auf Ometepe zugeschickt und kann in einem Schaukasten vor der Schule in Santo Domingo von der Bevölkerung betrachtet werden.

Die Gedanken von Pfarrer i.R. Michael Höhn zum Gleichnis vom Senfkorn, das Gottes Liebe wie eine ansteckende Gesundheit immer weiter verbreitet, gaben auch Einblicke in das Evangelium der Bauern von Solentiname. Auf der Insel Solentiname im Nicaraguasee hatte der inzwischen 85jährige Priester und Dichter Ernesto Cardenal in den 60er Jahren eine christliche Gemeinschaft gegründet – etwa 50 Kilometer von Ometepe entfernt. Gemeinsam mit den Bauern hatte er dieses Evangelium geschrieben. Vor einigen Jahren hatte Ernesto Cardenal auch Monika und Michael Höhn auf der Insel besucht und dabei auch das Ometepe-Projekt kennen gelernt.

Eine weitere erfreuliche Nachricht: Die Kollekte des Ometepe-Taizé-Gottesdienstes erbrachte 450 € für die Menschen auf Ometepe.

Die Predigt kann zum Nachlesen heruntergeladen werden.

Ohne Wasser läuft’s nicht – Was die Evangelische Frauenhilfe im Rheinland mit Ometepe verbindet

Luis Enrique schöpft Wasser am Brunnen von Sta. Teresa für seine Familie. Der Brunnen ist von POA finanziert worden.„Ohne Wasser läuft’s nicht“ – so lautete die Überschrift des Schwerpunktthemas der Evangelischen Frauenhilfe im Rheinland e.V. für die Jahre 2009 und 2010. Dabei haben wir uns mit den unterschiedlichsten Aspekten rund um das Thema Wasser beschäftigt: Wie sieht es aus mit dem eigenen, privaten Wasserverbrauch und lohnt es sich, Wasser zu sparen? Auch für die Erzeugung von Nahrungsmitteln und Konsumgütern wird viel Wasser benötigt: wie sieht es mit diesem „virtuellen Wasserverbrauch“ bei uns aus? Wie ist der weltweite Zusammenhang? Ist der Zugang zu Wasser nicht auch ein Menschenrecht?
Als Frauenverband haben wir natürlich besonderes Augenmerk auf die Situation der Frauen in der Einen Welt gerichtet und uns damit auseinandergesetzt, welche Schwierigkeiten es bei der Versorgung mit dem täglichen Trinkwasser gibt, wenn kaum sauberes Wasser vorhanden ist und es auch noch über weite Strecken herbei getragen werden muss. Nicht zuletzt haben uns auch die biblischen Aspekte des Themas interessiert, und welche Verantwortung wir als Christinnen für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung haben.

Das Thema „Ohne Wasser läuft’s nicht“ hat uns also 2 Jahre lang begleitet. Das heißt, dass die 45.000 Mitglieder unseres Verbands – die sich auf 1.400 Gruppen in den Gemeinden bzw. 40 Kreisverbände im Rheinland aufteilen – die Gelegenheit hatten, sich intensiv mit den verschiedenen Aspekten des Themas auseinander zu setzen. Die Regionalreferentinnen des Landesverbands haben alleine 34 Studientage in 26 Kreisverbänden durchgeführt.

Doch das Informiertwerden war nicht alles! Von Beginn an wollten wir auch praktische Hilfe bieten und Frauen und Männer in der Einen Welt unterstützen. Wir sahen uns nach einem geeigneten Spendenprojekt um und entschieden uns nach einem Tipp (von unserer Referentin Frau Karthäuser) für das Projekt „Ometepe“. Hier fanden wir, was wir wollten: ein Projekt, das Menschen umfassende Hilfe zur Selbsthilfe bietet. Denn Wasser, so haben wir gelernt, ist der Anfang von allem, doch kann die so wichtige Trinkwasserversorgung nur der Beginn einer umfassenden Hilfe sein, die auch Felder wie Ernährung, Gesundheitsversorgung und Vorsorge, Bildung, Mikrokredite usw. mit einbezieht. Bis zum Oktober 2010 haben die Frauen der Frauenhilfe mehr als 2.600 Euro für Ometepe gespendet.

Während der 2 Jahre des „Wasser-Themas“ bestand ein guter Kontakt zu Michael und Monika Höhn, die uns immer wieder mit Neuigkeiten aus der Partnerschaftsarbeit mit den Menschen der Insel Ometepe versorgten. Hinzu kamen natürlich auch die Informationen der Homepage www.ometepe-projekt-nicaragua.de: vom Reisebericht über aktuelle Projekte bis hin zur Verwendung der Spendengelder blieben hier keine Fragen offen. Durch diese Transparenz wussten unsere Frauenhilfegruppen auch stets, dass ihre Spenden am richtigen Ort ankommen und Gutes bewirken.

Mit dem Ende des Jahres 2010 läuft das Thema „Ohne Wasser läuft’s nicht“ in der Evangelischen Frauenhilfe im Rheinland offiziell aus, doch wird es sicher weiterhin im Bewusstsein bleiben. Wir bedanken uns herzlich für die gute Zusammenarbeit und senden aus der Frauenhilfe herzliche Grüße, ganz besonders natürlich auch an die Menschen der Insel Ometepe, die uns über die Zeit aus der Ferne ans Herz gewachsen sind!

Ulrike Schalenbach
Referentin der Evangelischen Frauenhilfe im Rheinland .e.V.

Eindrücke von jungen Menschen aus Ometepe, die Deutschland auf der Ökumenischen Lernreise im September 2010 kennen gelernt haben.

2 Wochen ist es nun schon her, daß die Ometepe-Gruppe wieder abgereist ist. Mittlerweile haben sie einen Teil ihrer Eindrücke verarbeitet und uns schriftliche Erlebnisberichte geschickt.

Auch Alcides und Jorge haben eine Einschätzung der Entwicklung des Ometepe-Projektes geschrieben.

Übersetzt von Marisol Silva-Platzer

Mercedes Hernández

Vorschullehrerin POA

Meine Eindrücke in Deutschland

Ein anderes Land kennen lernen zu dürfen, bedeutet für mich, wie neugeboren zu sein. Deutschland ist einzigartig. Ich vergleiche ständig beide Länder, Deutschland und Nicaragua miteinander. Während unseren Ausflügen die Kultur, Wirtschaft, technische Entwicklung, Erziehung, Tourismus, das Familienleben.

Alles ist hier anders. Etwas, das mich weitergebracht hat, sind die Gespräche mit Personen, die in ihrem Leben viel verändert haben um etwas zu erreichen, um etwas Nützliches für die Gesellschaft zu machen und ihren inneren Frieden gefunden haben, in dem sie anderen Menschen helfen. Ich habe gelernt, dass man die beste Lebenserfahrung macht, wenn man das Leben einfach lebt.

Der Alltag in Deutschland, so spüre ich, läuft mit viel Disziplin, Pünktlichkeit, Ordnung und Sauberkeit ab. Ich bemerke auch den Respekt gegenüber Personen aus anderen Kulturkreisen, Ideologien, Religionen etc.

Ich möchte etwas mehr über meine Eindrücke berichten. Die Mütter verbringen viel Zeit mit ihren Kindern und essen gemeinsam. Aber die alten Menschen (Pensionisten) wohnen oft alleine, höchstens mit einer Pflegeperson. Ich frage mich dann, wo sind ihre Kinder?

Ich beobachte hier viele neue Technologien. Im Haushalt und im Büro, für fast alles gibt es ein Elektrogerät. Man braucht nicht mit der Hand zu schreiben, z.B. für eine Quittung oder einen Bericht, denn im Computer ist alles gespeichert. Ich bin überzeugt, dass die Ausbildung der Jugendlichen das Wichtigste für die Entwicklung eines Landes ist.

Im Kindergarten sah ich, wie sich die Kinder mit pädagogischen Materialien beschäftigen. Sie sind motiviert, neugierig und möchten gern ständig Neues entdecken. Die Kinder sind sehr gut betreut. Respekt fühle ich auch gegenüber Personen mit besonderen Bedürfnissen wegen ihrer Intelligenz und ihrem Selbstbewusstsein.

Es sind so viele Eindrücke für mich. Bei jedem Gespräch, bei jedem Blickkontakt, bei jedem Lächeln lerne ich mehr über das Leben hier. Es ist sehr positiv, das sehen zu können und ich möchte dazulernen. Danke an das Projekt Ometepe (POA), dass ich die Möglichkeit habe, hier bei Euch zu sein. Danke, dass ich meinen Horizont erweitern konnte. POA hat schon so vielen Familien auf Ometepe geholfen. Danke auch dafür.

Besonders möchte ich mich im Namen meiner Familie bedanken, weil auch sie Unterstützung bekommt. Ich möchte Eurem Beispiel folgen und werde meine Erlebnisse mit meinen Landsleuten teilen.

Danke, Monika, Danke, Michael. Danke an alle Spenderinnen und Spender. Gott segne Euch.

Mail – 10 Tage später

Meine Erlebnisse in Deutschland waren einmalig. Ich bedanke mich nochmals sehr herzlich, weil ich die Möglichkeit gehabt habe andere Welt kennenlernen zu dürfen. Gott machte mir das möglich, indem Michael und Monika sowie Alcides in mein Leben gekommen sind.

Ich fühle mich, als ob ich von einem wunderbaren Traum aufwachte. Ich bin wieder in meiner Realität, in meinem einfachen Haus, koche wieder mit Holz und gehe an den See, um meine Wäsche zu waschen, draußen auf der Strasse gibt es kein Verkehrszeichen.

Ich sah wieder die behinderten Kinder und es tut mir weh, wenn ich daran denke wie gut es die behinderten Kinder in Deutschland haben, und unsere über keinerlei Rechte verfügen.

Ja, Deutschland ist gut organisiert und ist sehr hoch entwickelt, aber ich freue mich, dass Deutschland Menschen hat wie euch in Wiehl, die anderen helfen. Gott segne euch und hoffe sehr auf ein Wiedersehen.

Mercedes

 


Manuel Gutierrez

Zuerst möchte ich mich für die einzigartige Gelegenheit bedanken, dass ich bei Euch sein kann. Die Möglichkeit, andere Kulturen kennen zu lernen, ist ein ganz besonderes Geschenk. Deutschland ist ein schönes Land. In zehn Tagen habe ich schon so viel gesehen und erlebt. Erlebnisse, die ich in Nicaragua nie gehabt hätte. Hier bei Euch ist vieles anders als bei uns: die Kultur, das Denken, das ökonomische Niveau.

Ich konnte feststellen, dass die Leute die zur Verfügung stehende Zeit perfekt organisieren und viele Aktivitäten planen können. Ihr seid pünktlich, sogar in der Freizeit wird viel organisiert, z.B. Hausarbeit, Handarbeit etc. Die Wohnhäuser sind alle sehr schön und gut gepflegt.

Besonders beeindruckt hat mich, dass die Familienplanung mit großer Verantwortung gemacht wird. Die Kinder bekommen viel Aufmerksamkeit und liebevolle Zuwendung. Aber für mich bleibt eine Frage offen: warum sind so wenig Kinder in den Familien? Die meisten Leute, denen ich hier begegnet bin, sind zwischen 40 und 50 Jahre alt.

Als wir die verschiedenen Schuleinrichtungen besuchten, habe ich bemerkt, dass die Menschen mit besonderen Bedürfnissen eine gute Betreuung und Ausbildung haben. Sie wirken in meinen Augen selbstbewusst und können sich so gut in die Arbeitswelt integrieren. Es gebührt ein Lob der Regierung und den Gemeinden, die dies ermöglichten. Es ist mir aufgefallen, dass die Pädagogen neben besonderen Kenntnissen auch Lernmaterialien zur Verfügung haben, um die verschiedenen Bedürfnisse der einzelnen erfüllen zu können. Alle Kinder wachsen mit solcher Art mit den gleichen Rechten und Selbstbewusstsein ohne Versagensangst. Das gute Schul- und Gesundheitssystem gibt es wahrscheinlich auch deshalb, weil das Personal einen entsprechenden Lohn bekommt und dadurch eine gute Arbeitsqualität leistet.

Mir ist aufgefallen, dass für die Arbeit – egal für welche – fast immer ein Elektrogerät oder eine Maschine verwendet wird. Im Haushalt, in der Schule etc. Ich denke, das ist gut so, denn damit können alle einhöheres ökonomisches Niveau erreichen.

Mir gefällt, dass Sport sehr gefördert wird. Sport für alle, besonders für Jugendliche in allen Gemeinden. Es ist für mich interessant zu beobachten, wie tolerant alle gegenüber verschiedenen Religionen und Kulturen sind. Wenn ich nach Ometepe zurückfliege, werde ich sicher ein anderer Mensch sein, denn ich habegute Beispiele und positive Lebenserfahrung von den Deutschen mitgenommen. Beispielsweise werde ich in Zukunft sicher im Haushalt mithelfen und meinen Beruf ohne Versagensangst meistern. Vielen Dank.

 


José Antonio

Ich heiße José Antonio. Ich komme aus einem Land mit vielen Vulkanen und Seen. Meine ersten Eindrücke von Deutschland sind sehr vielfältig, obwohl ich erst kurz hier bin. Z.B. die saubere Stadt und die öffentlichen Verkehrsmittel kommen pünktlich zu den Haltstellen.

Die Mülltrennung funktioniert sehr gut. Ich bin überzeugt, dass die Umwelterziehung hier schon vor vielen Jahren begann.

Ich durfte einige Kindergärten besuchen. Dabei beobachtete ich, dass die Kinder verschiedene Fähigkeiten schnell entwickeln, weil sie gute pädagogische Materialien und Spielzeuge zur Verfügung haben. In Ometepe ist das ganz anders. Ich denke, es wäre wichtig, auch unsere Kinder zu fördern. In Ometepe erfolgt die Physiotherapie mit einfachen Mitteln, mit Massagen und Übungen. Es gibt kaum Physiotherapiegeräte oder spezielle Einrichtungen.

Hier merke ich, dass die Personen bewusst sind, eine große Verantwortung zu übernehmen, wenn sie eine Familie gründen. Deswegen wird auch die Familienplanung sehr ernst genommen.

Zur Landwirtschaft

Ich beobachtete, dass hier die Maschinen die Ernte übernehmen und Traktoren viele Arbeiten erledigen. In Ometepe wird auf dem Feld fast alles händisch erledigt. Ich denke, es wäre gut, Landwirtschaft zu lernen, um bessere Erträge zu haben. In Ometepe ist fast jeder Landwirt.

Zum Sport

Ich höre auf Ometepe, dass Deutschland fast immer an Fußballweltmeisterschaften teilgenommen hat. Hier habe ich die Möglichkeit gehabt, wunderschöne, große Sportanlagen zu sehen. Wirklich beeindruckend. Ich hätte sonst so etwas sicherlich nie gesehen.

Hier sind die Sportanlagen abgesperrt. Man kommt nur durch den Haupteingang hinein. Bei uns auf Ometepe sind alle Sportanlagen im Freien und es kann passieren, dass während des Spiels ein Pferd durch das Spielfeld durchmarschiert als wäre es leer. Das ist typisch für Ometepe.

Zur Autobahn

Ich bin vollkommen beeindruckt von den tollen Autobahnen, sogar die Neben- und Forststraßen sind asphaltiert. Super! Ich denke, es ist wichtig, dass die Forststraßen gut sind, damit die Bauern bessere Arbeitsmöglichkeiten haben.

Hier ist es schwierig, Auskunft von Personen auf der Straße zu bekommen. Mir scheint, sie sind ständig in Eile. Als ich versuchte, jemanden etwas auf Englisch oder Spanisch zu fragen, dauerte es lange Zeit, bis ich endlich Auskunft bekam. Z.B. wie ich von Frankfurt nach Berlin fahren kann. Es ist manchmal schwierig für mich, das Verhalten der Leute zu verstehen, da es in Nicaragua ganz anders zugeht. In Nicaragua kann man jeden etwas fragen und bekommt immer eine Antwort. Dort ist es so: wenn du etwas nicht weißt, ist es deshalb, weil du nicht gefragt hast oder nicht genau zugehört hast.

Ich fühle mich privilegiert, weil ich diese Reise ins Unbekannte machen durfte. Eine Reise in ein Land, das weit entwickelt ist und mit einem tollen Schulsystem. Ich habe hier persönlich viel dazugelernt. Ich bin eine Person, die sich weiter entwickeln will. Deutschland ist außer einem Helfer auch Vorbild für uns. Hier ist alles „pura vida“, wie unsere Costaricanischen Nachbarn sagen, wenn etwas toll ist.

Vielen Dank an alle Spender und Spenderinnen, an die Organisatoren von POA.

Vielen Danke im Namen von Tausenden von Ometepinos.

 


Einige Fragen an Luis Enrique Barahona

Was ist Dir in Deutschland am meisten aufgefallen?

An allen Orten, die ich besucht habe während meines Aufenthalts in Deutschland, habe ich viele Blumen gesehen. Jedes Haus hatte seinen Garten mit Blumen und Nutzpflanzen.

Ich habe auch viele ältere Menschen gesehen. Die Infrastruktur ist sehr gut. Hier trinkt man viel Kaffee mit süßem Nachtisch. Vor allem herrscht große Verantwortlichkeit.

Was könntest Du davon auf Ometepe nutzen?

Es wäre sehr gut, wenn alle Kenntnisse und aller Austausch, den ich an den verschiedenen Orten hatte, praktisch umgesetzt werde könnten. Vor allem haben mich die Personen beeindruckt, die in den Behinderten-Werkstätten Oberberg in Wiehl-Faulmert den Menschen mit verschiedensten schweren Behinderungen geholfen haben, ihre Krankheiten positiv zu bewältigen. Das ist für mich ein gutes Beispiel der Motivation, einen solchen Kampf fortzuführen.

Was ist Dir noch aufgefallen?

Zwei Dinge: eines davon ist das sehr kalte Klima und das andere ist die Einsamkeit, in der viele ältere Menschen leben. Fast die ganze Zeit sind sie in ihren Häusern allein ohne die Nähe ihrer Familie. Das ist sehr traurig. Sicher – Deutschland ist schon eine ganz andere Welt als Nicaragua.

Deine Wünsche für die Zukunft…

Mein größter Wunsch ist es, in Zukunft Deutsch und Englisch zu lernen. In meinem Beruf ist das außerordentlich wichtig, weil viele Touristen aus Europa und Nordamerika kommen und nicht alle sprechen Spanisch. Daher kann ich mit ihnen nicht kommunizieren. Die beiden Sprachen zu beherrschen würde einen exzellenten Service darstellen.

 


Sozialer Effekt des Proyecto Ometepe Alemania (POA) bei der armen Bevölkerung der Insel Ometepe, Nicaragua

Von Alcides Flores und Dr. Jorge Quintana

Das POA entstand durch einen Besuch der Insel Ometepe des deutschen Ehepaares Michael und Monika Höhn. Durch Ometepe reisend, haben sie den Landstrich Santo Domingo kennengelernt, wo sie mit dem Örtlichen Führer, Alcides Flores Kontakt aufgenommen hatten. Hier erfuhren sie, dass die örtliche Katholische Kirche interessiert war, eine Kapelle am Ort zu bauen und finanzielle Mittel zu ihrer Durchführung brauchten. Das Ehepaar Höhn entschied sich, die Mittel bereitzustellen, wenn ein Gemeindehaus statt der Kapelle gebaut würde. Die Koordination des Baus des Gemeindehauses wurde in die Verantwortung des Pastors Cuadra, Gemeindepfarrer von Altagracia, gelegt. Im folgenden Jahr 1994, als die Höhns wieder nach Ometepe kamen, wurden sie informiert, dass Pastor Cuadra versetzt wurde und ein neuer Pfarrer die Kirchengemeinde übernahm. Der Bau des Gemeindehauses war verzögert. Der neue Gemeindepfarrer verpflichtete sich, das Bauvorhaben und die Familie Höhn die Finanzierung fortzusetzen.

Nach der Rückkehr der Höhns im Juli 1995, stellten sie fest, dass das Gemeindehaus nicht beendet war und dass der Pastor mit anderen Aktivitäten sehr beschäftigt war, weshalb sie sich entscheiden, ihre Vereinbarung mit der Kirche aufzukündigen und das Projekt mit der Teilnahme örtlicher Bewohner fortzusetzen. Sie versammelten sich mit Alcides Flores, seiner Ehefrau Mélida Luna (Zahnärztin), Carlos Flores (Frauenarzt) und seiner Frau Sonja Kofler (Krankenschwester) und vereinbarten, eine Gruppe zu formen, um die Tätigkeiten des Projekts zu koordinieren. Auch verabredeten sie, dass das Haus, sobald der Bau beendet sei, zur Unterbringung einer Vor- und Teil-Grundschule und zur kostenlosen ärztlichen Grundversorgung für die örtlichen Bewohner zu nutzen.

Die direkten sozialen Aktivitäten des POA begannen 1,996. Im Februar beginnt die Vor- und Grundschule im Gemeindehaus zu funktionieren. Gleichzeitig startet das Programm der kostenlosen ärztlichen Betreuung. Es wurde ein Allgemeinmediziner unter Vertrag genommen und es wird ärztliche Grundversorgung, gynäkologische und zahnmedizinische Versorgung angeboten. Das Ärzteteam bietet zwei Mal wöchentlich Sprechstunden in Santo Domingo an und an drei Tagen führt es Besuche in Dorfgemeinschaften der Insel mit einem gemieteten Fahrzeug durch, um dort dieselben Dienstleistungen anzubieten. Schließlich wurde 1998 in Santo Domingo eine Klinik gebaut und es wurde ein eigenes Fahrzeug zur medizinischen Versorgung der Dorfgemeinschaften und zum Krankentransport beschafft.

2005 wurde mit physiotherapeutischer Behandlung von Patienten, hauptsächlich Kinder mit physischen Fehlbildungen und geistigen Behinderungen, begonnen, wofür ein Anbau an der Klinik gebaut wurde. 2008 wird eine Psychologin eingestellt, um psychologische Betreuung anzubieten und es wird das Zentrum der Frühzeitigen Erziehung – CET – gebaut und eingerichtet zur besseren Versorgung der Kinder mit Physiotherapie.

Seit dem Beginn 1996 bis zum laufenden Jahr hat die Schule „La Esperanza“ (Die Hoffnung), im Gemeindehaus in Santo Domingo funktioniert und Vorschulerziehung für 222 Kinder im Alter zwischen 3 bis 5 Jahren und Grundschulbildung (1. bis 6. Klasse) für 587 Kinder der angrenzenden Dorfgemeinschaften erbracht. Man schätzt, dass etwa die Hälfte der Kinder im Vorschulalter keinen Zugang zur Vorschulerziehung gehabt hätte aus Mangel einer lokalen Vorschule. Die nächstliegenden Vorschulen sind einige Kilometer entfernt in abgelegenen Dorfgemeinschaften und für kleine Kinder schwer zu erreichen. Als logische Folge hätten diese Kinder ohne Vorschulerziehung auch nicht die Grundschule besucht..

Andererseits hat das Programm der ärztlichen Grundversorgung des POA insgesamt 68,645 Patienten in allgemeiner Medizin, davon ca. 60 % Frauen und 45 % Kinder behandelt. Es wurde zahnheilkundliche Versorgung für 18,991 Personen gewährt und es wurden für 500 Patienten Zahnprothesen gefertigt. In Gynäkologie erfolgten Krebsvorsorgeuntersuchungen bei 3,851 Frauen. Weiterhin wurden 1,162 Gespräche zu Gesundheitsthemen durchgeführt. Der Krankenwagen hat 794 Notfallpatienten (davon 284 schwangere Frauen) von ihren Gemeinschaften bis zu den Gesundheitszentren von Altagracia und Moyogalpa transportiert. Physiotherapie nahmen 252 Patienten in Anspruch, davon über 80 % Kinder. Diesen gab man auch kostenlos Essen, Transport und Medikamente. Die Psychologin hat für 877 Patienten individuelle Betreuung erbracht und 157 Familien mit emotionalen und Beziehungsproblemen besucht. Der POA unterstützt auch das Haus der Geburt in Altagracia, das Unterkunft vor und nach der Geburt für schwangere Frauen der ländlichen Gemeinschaften anbietet. Seit 2,008 hat dieses Haus der Geburt 271 Frauen beherbergt. Gelegentlich bietet das POA auch die Dienste eines Augenarztes zur Messung der Sehkraft und evtl. Ausgabe einer Brille an. Insgesamt wurden über 3,000 Brillen an Patienten übergeben. Schließlich wurden mehr als 80 Rollstühle an alte Personen oder solche mit Behinderung abgegeben.

In der großen Mehrheit der auf allen ärztlichen Gebieten betreuten Fällen war die Aktivität des POA entscheidend und wesentlich. In der Mehrheit der vom POA betreuten Gemeinschaften hatte das Nationale Gesundheitsministerium (MINSA) keine Präsenz, also waren die einzigen Optionen um ärztliche Dienstleistungen zu erlangen die Brigade des POA, oder einige Kilometer zu reisen (35 km in den entferntesten Gemeinschaften) bis zum Gesundheitszentrum von Altagracia. Die meiste Zeit gab es nicht ausreichend Medikamente in den Gesundheitszentren. Auch hat das MINSA nicht über Krankenwagen für den Transport der schweren Kranken verfügt. Diese Lücke auf dem Gebiet der Gesundheitsversorgung wurde durch die vom POA erbrachten Dienstleistungen aufgefüllt (ärztliche Betreuung und Medikamente). Außerdem, wenn Medikamente auch nicht in der Apotheke des POA vorhanden sind, wird monetäre Unterstützung für den Erwerb der Produkte angeboten. Insgesamt 1,845 Personen haben monetäre Hilfe für Medizinkauf oder für spezialisierte ärztliche Behandlung in Gesundheitszentren außerhalb Ometepes erhalten. Auch erteilt das POA ständige monetäre Hilfe für sehr alten Personen oder solche mit psychischen Problemen. 19 Personen haben erhalten, oder erhalten, dieser Typ der Hilfe.

Im Falle der Zahnmedizin bietet das MINSA Dienste des Zähneziehens an aber keine Reparatur oder Zahnreinigung. Es macht auch keine künstlichen Gebisse für die Patienten. Die Behandlungen in Physiotherapie und der Psychologische Dienst, sind Dienstleistungen, die nur das POA der Bevölkerung in Ometepe anbietet. Vor wenigen Monaten hat ein physiotherapeutischer Dienst in den Anlagen von NPH zu arbeiten begonnen, vor allem für die Bevölkerung von Moyogalpa. Die Dorfgemeinschaften des Vulkan Maderas sind jedoch zu weit entfernt und dieses Zentrum bietet keine Unterstützung für den Transport oder für Medikamente an. Vor der Etablierung des Dienstes des POA erhielten die Patienten mit Behinderungen keinerlei Betreuung.

Wegen der vom Hurrikan Mitch verursachten Zerstörungen Ende 1998, beginnt 1999 das Programm des Baus von Wohnungen und Latrinen. Die ersten 88 wurden für sehr arme Familien gebaut, deren bescheidene Hütten (aus Holz und Stroh) vom Hurrikan zerstört worden waren. Danach fuhr das Programm fort, Häuser und Latrinen für arme Familien (ledige Mütter, alte Personen und kinderreiche Familien), die zusammen mit den Führern jeder Gemeinschaft ausgewählt wurden, zu bauen. Bis jetzt wurden insgesamt 157 Häuser und 292 Latrinen gebaut. Die letzten 41 Häuser wurden mit Steinen gebaut, in die Plastikflaschen aus dem Müll einzementiert wurden, um damit einen Beitrag zur Müllentsorgung zu leisten. Alle durch die Häuser begünstigten Familien haben nicht die wirtschaftliche Kraft, um auf eigene Rechnung zu bauen. also war die Hilfe des POA die einzige Möglichkeit, um zu einem Haus zu kommen. Es wird geschätzt, dass die durch Häuser begünstigten Einwohner die Zahl 700 übersteigt, wovon über 60 % minderjährig sind und ca. 20 % alte Menschen. Die Bevölkerung, die aus Latrinen Nutzen gezogene hat, liegt bei 1,500 Einwohner.

1998 wird ein erster Versuch zur Unterstützung der landwirtschaftlichen Erzeuger von Ometepe gemacht. Es werden 5 Einzeldarlehen an Kaffeeproduzenten gegeben. Jedoch hat der Hurrikan Mitch dann die Pflanzungen zerstört. Ein neuer Versuch wurde 2001 mit der Ausgabe der Produktionsmittel an örtliche Landwirte gemacht aber es existierte keine klare Politik für die Rückzahlung der Darlehen. Deshalb wird 2002 mit Unterstützung des POA und einer Kirchengemeinde aus Österreich eine kommunale Kreditorganisation zur Vergabe landwirtschaftlicher Kredite gegründet. Das kommunale Unternehmen ist im Eigentum derselben begünstigten Gemeinschaften. Seither wurden kleine Darlehen für landwirtschaftliche Produktion an insgesamt 3,677 Landwirte vergeben. Dieser Schritt war sehr wichtig, um die produktive Tätigkeit zu stärken, da andere Finanzierungsquellen dafür auf örtlichem Niveau nicht existieren.

2003 wurde mit dem Schulspeisungsprogramm für unterernährte Kinder begonnen als Antwort auf den Bedarf in den CICOS und Vorschulen, wo die Mehrheit der Kinder Symptome einer schlechten Ernährung aufwiesen. Das Programm hat Milch, Sojabohnen und andere Lebensmittel in einem monatlichen Durchschnitt an 1000 Kinder, während 9 Jahren für eine Gesamtanzahl von 47,758 Kindern verteilt. Dieses Programm wurde im laufenden Jahr unterbrochen, weil das Erziehungsministerium (MED) die Ernährung dieser Kinder übernommen hat.

Im selben Jahr 2003 begann auch das Stipendienprogramm für Studenten, die für ihre universitäre Ausbildung Ometepe verlassen müssen. Das war notwendig, da keine weiterführende Bildungseinrichtung auf der Insel existiert. In jenem Jahr erhielten 5 Studenten ein Stipendium. Im darauffolgenden Jahr wurde das Programm auf Kreditbasis umgestellt. Bislang wurden an insgesamt 207 Studenten Stipendien vergeben, wovon 42 ihr Studium erfolgreich abgeschlossen haben. Es wurden auch Kredite vergeben an 27 Studenten für die Beantragung ihrer Titel. Auch in diesem Fall hätten die meisten Studenten ohne die Hilfe des POA keine Möglichkeit gehabt, einen universitären oder technischen Abschluss zu erreichen.

Neben all den Aktivitäten des POA, die zuvor aufgezählt wurden, unterstützt das POA auch nationale Institutionen (Gesundheitsministerium, Bildungsministerium, Bürgermeisterämter, Polizei), Schulen, kommunale und soziale Organisationen. Das POA unterstützte beim Bau von 5 Gemeindehäusern in verschiedenen Gemeinden, und bei der Einrichtung von separaten Zellen für Männer und Frauen im Gefängnis von Altagracia.

Ganz allgemein kann festgestellt werden, dass die Aktivitäten, die durch das POA realisiert wurden, von Anfang an stark die sozio-ökonomischen Bedingungen der armen, verletzbaren Bevölkerung der Landgemeinden beeinflusst haben. Als Ergebnis der Aktivitäten hat sich die Situation der medizinischen Betreuung und die Indikatoren der Gesundheit der ländlichen Bevölkerung verbessert. Das schließt auch die physiotherapeutische und psychologische Betreuung mit ein. Es wurde ein Mindeststandard bei den Wohnverhältnissen von Familien mit geringer ökonomischer Kapazität erreicht. Die Aktivitäten haben auch erreicht, dass die Zahl der ausgebildeten jungen Leute in verschiedenen Bereichen angestiegen ist. Ebenso ist die landwirtschaftliche Produktivität angestiegen, sowohl in Bezug auf die Fläche als auch auf die Erträge, als Teilergebnis der vergebenen Kredite.

Denklinger Zahnarzt überrascht das Ometepe-Projekt

Völlig überrascht wurden Monika und Michael Höhn von der telefonischen Nachricht des Denklinger Zahnarztes Dr. Andre Halstenbach über eine Zahngold-Spende seiner Patientinnen und Patienten. Einen Scheck von 5.849,51 € als Gegenwert für das eingeschmolzene Zahngold nahm Ehepaar Höhn heute Vormittag in der Praxis entgegen.

Etwa fünf Jahre hatte der Zahnarzt, der dem Ometepe-Projekt bis dahin unbekannt war, das Gold seiner Patientinnen und Patienten gesammelt und es für Ometepe bestimmt. Das Projekt hatte er im Januar näher kennen gelernt, als Monika und Michael Höhn einen Vortrag zu Ometepe in der Weggemeinschaft hielten. … weiterlesen →

Zusammenfassender Bericht über die Ökumenische Lernreise aus Nicaragua

Vom 27. August bis zum 17. September 2010

Miteinander leben – voneinander lernen

,,Ometepe ist wie ein Schiff,
das einen Rettungsring bekommen hat,
damit es nicht untergeht“,

lautet ein Teil der Übersetzung des Berichts des Projektleiters Alcides Flores, als sich auf Einladung des Landrats des Oberbergischen Kreises die sechsköpfige Delegation von der Insel Ometepe im Großen Nicaragua-See im Kreishaus in Gummersbach vorstellte. Die Einladung erfolgte wenige Tage vor der Abreise der Delegation, die zu einer dreiwöchigen ökumenischen Lernreise aus Ometepe/Nicaragua gekommen war und bereits ein umfangreiches Programm absolviert hatte.

Bereits am 8. September 2009
gab es ein Vorbereitungstreffen mit Wolfram Walbrach vom Landeskirchenamt in Düsseldorf mit den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Ometepe-Projektes. Anwesend waren die Initiatoren, die Autorin Monika Höhn und Pfarrer i.R., Autor Michael Höhn, die Berufsschulpfarrerin Christa Wülfing, der langjährige Mitarbeiter und ehemalige Geschäftsführer Hans Ludwig Mayer von EIRENE, Christlicher Friedensdienst, Managua, der seit einigen Jahren wieder in Deutschland lebt, sowie die pensionierte Textillehrerin und Künstlerin Edith Fischer, die zur Zusammenarbeit mit den Lehrern bereits in der Schule La Esperanza auf Ometepe war. Die zentrale Zielsetzung des Vorhabens wurde geplant und an den Evangelischen Entwicklungsdienst (EED)ein Antrag gestellt.

Im April 2010 erhielten wir das ,,Grüne Licht“ vom EED für die geplante Reise. Leider hatten sich in der Zwischenzeit die Flugpreise – es waren bereits die Sommerpreise – um 400 € pro Ticket erhöht, und trotz vielfältiger Bemühungen war es uns nicht möglich, für diese Reise günstigere Tickets zu erhalten. Die ausgewählten jungen Erwachsenen waren frühere Schülerinnen und Schüler, die durch die finanzielle Förderung seitens des Projektes ihren Schulabschluss sowie ein Universitätsstudium absolvieren konnten und inzwischen ihre Familien dadurch unterstützten, dass sie in Berufen arbeiten. (Hotel, Touristik, Landwirtschaft, Schule). Ihre Studienunterstützung muss mit kleinen monatlichen Raten an das Projekt zurückgezahlt werden, damit andere wieder in den Kreis der Studienförderung aufgenommen werden können.

Durch unsere jährliche Anwesenheit auf der Insel Ometepe seit 1993 und die langjährige Zusammenarbeit, in der mit uns über 150 Menschen – Spenderinnen und Spender, Praktikanten, Ärzte und Interessierte – mit nach Nicaragua reisen konnten – haben sich inzwischen vertrauensvolle Beziehungen entwickelt, so dass unsere partnerschaftliche Entwicklungs-Zusammenarbeit auf festen Füßen steht und viele Deutsche die Familien auf Ometepe mit ihren Kindern kennen lernen konnten.

Das war eine hervorragende Voraussetzung für den Aufenthalt der jungen Nicaraguaner, die zum ersten Mal in ihrem Leben ihre Insel für eine solche Reise nach Europa verlassen haben.

Im Juni 2010 waren wir für einen vierwöchigen Aufenthalt auf der Insel. Alle BesucherInnen erhielten von uns das in Spanisch übersetzte Programm, das die deutschstämmige, auf der Insel lebende Karin Allgeier mit nicaraguanischer Staatsbürgerschaft, für die Gruppe übersetzt hatte. Wir haben uns in dieser Zeit mehrfach getroffen, um Fragen zu beantworten, auf Unsicherheiten und Ängste einzugehen und mit ihnen die Dinge zu besprechen, die ihnen auf der Seele brannten. (Wie ist das mit dem Flieger, wie kommen wir mit dem Essen zurecht, wie mit den Familien und unserer Sprache, wie mit dem Klima, welche Kleidung benötigen wir, da wir keine dicken Kleidungsstücke besitzen, welches Geld brauchen wir?)

Während dieses Aufenthaltes auf Ometepe haben wir alle Mitreisenden in ihren Familien besucht und ihr Lebensumfeld fotografiert und filmisch festgehalten.

So konnten wir die jungen Leute in ihrer Heimat und bei der Arbeit mit ihren Familien auf einer Schautafel bei unseren verschiedenen Besuchen in Kindergärten, Kirchengemeinden, Schulen und Behinderteneinrichtungen dokumentieren. Gleichzeitig waren diese Foto-Dokumente eine pädagogische Hilfe für sie, sich bei ihren Vorstellungen zu präsentieren.

,,Das bin ich, ich wohne direkt am See, an dem es kein Trinkwasser gibt. Hier an diesem Brunnen muss ich täglich 20 Eimer Wasser für meine Familie besorgen…, meine Mutter macht am offenen Feuer Popcorn aus Mais, den sie in kleinen Tüten beim Baseball-Spielen am Sonntag für unsere Familie verkauft. Das ist ein kleines Einkommen…“

,,Das ist meine Familie, wir kommen alle aus der Landwirtschaft. Ich habe ein wenig deutsch gelernt und arbeite auch als Touristenführer. Hinter meinem Haus gibt es nun eine kleine Kaffeeplantage mit 300 Kaffeepflanzen…Meine Schwester bekommt aus dem Projekt zur Zeit eine Studienförderung. Vielleicht kommt sie auch einmal in den Genuss, eine solche Reise machen zu können. Jedenfalls hat diese Reise mein Leben völlig verändert.“

Unterbringung der Gäste, Essen, Transport, Kosten
Drei junge Männer und der Projektleiter konnten privat bei Familie Höhn leben, zwei Frauen, die Übersetzerin Karin Allgeier und die Vorschullehrerin Mercedes Fernandez Guitiérrez sind bei den Nachbarn untergekommen.

Ein kleiner Bus, mit dem in dieser Zeit insgesamt 1.600 km zurückgelegt worden sind für Kurzstecken innerhalb unserer ,,Projektziele“ wurde von einer Firma zur Verfügung gestellt.

Für den Aufenthalt und zusätzliche Kosten (z.B. Eintrittsgelder, Parkgebühren, Getränke, Eis, Essen außerhalb etc.) hatten wir im Vorfeld Sparkassen, die Stadt Wiehl und einige Privatpersonen angesprochen, so dass uns ein Betrag von insgesamt 1.260 € für drei Wochen für sechs Personen zur Verfügung stand. Davon erhielt jeder Teilnehmer 50 € Taschengeld. Der Aufenthalt wurde weitgehend aus privaten Mitteln finanziert.

Bei einem ersten Rundgang
durch das Dorf Börnhausen gab es über die Wohnsituation der oberbergischen Einheimischen interessante Fragen: warum leben die Kinder nicht gemeinsam mit ihren Eltern? Warum leben so viele alte Menschen allein in ihrem Haus? Warum gibt es so wenig Menschen auf der Straße? Was ist ein Altenheim? Auffällig ist die Sauberkeit auf den Straßen und der Autobahn. (Bewunderung für unsere Mülltrennung!) Fährt jeder ein eigenes Auto?

Während des Frühstücks gab es Fragen: warum gibt es für jedes Getränk ein eigenes Glas?

Wozu so viele Teller? Wie sterben die Menschen hier? Warum haben die Frauen so wenige Kinder? (Einerseits waren sie begeistert von einer gezielten Familienplanung wegen der Bildungschancen, andererseits konnten sie die Planung von 1 – 2 Kindern nicht nachvollziehen.) Arbeitslosigkeit hier bei uns, Mietpreise, Studium und Ausbildung, waren

Themen, die sie besonders interessierten.

Wir hatten uns bemüht, zum Frühstück ihren gewohnten gallo pinto (Reisgericht mit Bohnen) mit auf den Tisch zu bringen und stellten fest, dass sie diesen als erstes und sehr gerne aßen. Auch ein Sandwich (Toast mit Schinken, Tomate und Käse) gehörte zum alltäglichen Frühstück, während Müsli, Marmelade, Käse und Yoghurt eher nicht ihrem Geschmack entsprach.

Anstelle von Kaffee wurde eher Saft getrunken, oder Milch mit wenig Kaffee. Mit Tee taten wir ihnen keinen Gefallen. Viele süße Geschenke wurden in die Koffer gepackt und für die Familien mit nach Hause genommen.

Zum Mittag habe ich oft Reisgerichte zubereitet und beim Fleisch wurde danach gefragt, ob es Schwein oder pollo (Hühnchen) sei.

Besuche
Friedhöfe, Behinderteneinrichtungen, Hospiz, Kindergärten, kaufmännische und gewerbliche Berufsschulen, Moscheebesuch, Verwaltungsamt des Ev. Kirchenkreises An der Agger, in dem unsere Spendengelder verwaltet werden, Landratsempfang, Vortrag über alternative Energien und Wasserversorgung durch den Aggerverband, Gespräche mit der ökumenischen Initiative Check-Point der Ev. Kirchengemeinde Wiehl, Arztbesuche – insbesondere Zahnarzt – standen mit auf dem Programm. (Zahngold für Ometepe macht einen jährlichen Betrag von ca. 30.000 € aus.) Hier haben sich insgesamt 13 Zahnärzte an unserer Aktion für die Behinderteneinrichtung auf Ometepe beteiligt und so war es gut, die Gäste persönlich vorzustellen.

Die Schulbesuche in den Behinderteneinrichtungen
der Hugo-Kükelhaus-Schule und der Helen-Keller-Schule mit Physiotherapie und Ergo-Therapie und der Möglichkeit, an einer Schulstunde teilzunehmen, waren besonders beeindruckend.

Ebenso ein Besuch im integrativen Kindergarten mit Behinderten, Nichtbehinderten und einem hohen Ausländeranteil und anschließendem therapeutischen Reiten stand auf dem Programm.

Die Leiterin der Einrichtung hatte Ometepe bereits besucht und kannte Klinik, Schule und Schulküche des Projektes, so dass sich auch hier wieder gemeinsame Anknüpfungsgespräche ergaben.

Im gewerblichen Berufskolleg des Oberbergischen Kreises in Gummersbach, eine Schule mit 3.000 Schülerinnen und Schülern und 130 Lehrkräften sahen die Gäste ein Modellhaus, das nach den Häusern auf Ometepe gebaut worden ist. Die Bauabteilung hatte nach dem Vorbild des Hausbaus – die Steine werden aus Plastikflaschen und Zement hergestellt – ein Haus aufgebaut, das unter der Schirmherrschaft des Landrats steht und zu Demonstrationszwecken und Werbung als Eine-Welt-Haus mit Fotos der Menschen in Nicaragua auf dem Schulgelände steht. Die Steine des Hauses wurden mit Mülltüten gefüllt und Zement verarbeitet, so dass der Hausbau auf Ometepe auf diese Weise gezeigt werden konnte.

Hotelfachklassen hatten zum Essen eingeladen, die Schulküche konnte besichtigt werden, ebenso die KFZ-Abteilung.

Vom kaufmännischen Berufskolleg waren vor einigen Jahren insgesamt fünf Lehrkräfte auf Ometepe. Eine Spanischlehrerin hatte mit ihren Schülerinnen und Schülern den Unterricht mit dem Besuch der nicaraguanischen Gäste vorbereitet, die sich dann in Kleingruppen an verschiedenen Tischen verteilten und ohne die Anwesenheit der Lehrer miteinander ins Gespräch kamen. Am Ende tauschten sie email-Anschriften aus, neue Kontakte entstanden.

Wir haben eine Power-Point-Präsentation für das Abschiedsfest vorbereitet, aus der die täglichen Besuche noch einmal lebendig werden. Mit dieser Präsentation kann nun auch auf Ometepe gearbeitet werden und neue Multiplikatoren für die Eine-Welt-Arbeit gefunden werden.

Das Ometepe-Fest am 11. September 2010
war noch einmal ein absoluter festlicher Höhepunkt, bei dem Menschen verschiedener Kulturen ihre Fähigkeiten zeigen konnten.

Junge Erwachsene, die als Praktikanten auf Ometepe waren, kamen von weither angereist und es gab ein erfreuliches Wiedersehen.

Auch der Gesangsbeitrag von Manuel Guitiérrez in der Bergneustädter evangelischen Altstadtkirche war ein Dank an uns alle. Kirchenmusikdirektor Hans Wülfing erklärte den Besuchern die Funktion einer Orgel, die es in Nicaragua nicht gibt, und gab im Anschluss ein kleines Orgelkonzert.

,,Eine Lernreise, die`s in sich hatte und auf jeden Fall wiederholt werden sollte“, so die Äußerung einer Teilnehmenden.

Wir haben viel voneinander gelernt, vor allem jedoch sind aus Fremden Freunde geworden.

 

Monika Höhn

20.09.2010